Herbert Weffer Der Bonner Heimatforscher veröffentlicht zum 85. Geburtstag sein 35. Buch

BONN · Er kann's nicht lassen. Heimatforscher Herbert Weffer ist auch im hohen Alter noch produktiv und hat passend zu seinem 85. Geburtstag erneut ein Buch veröffentlicht. Titel: "Der rheinische Genitiv und seine Mitläufer". Es ist das 35. Werk des Autors, der über die Bönnsche Sprache so viel weiß wie kaum ein zweiter.

 Bönnsch ist seine Sprache: Heimatforscher Herbert Weffer wird 85 Jahre alt und feiert mit Ehefrau Gisela, Familie, Freunden und Bekannten.

Bönnsch ist seine Sprache: Heimatforscher Herbert Weffer wird 85 Jahre alt und feiert mit Ehefrau Gisela, Familie, Freunden und Bekannten.

Foto: Frommann

Weffer stand am Wochenende gleich zweimal im Mittelpunkt. Zum einen feierte er am Samstag im Gasthaus Nolden seinen 85. Geburtstag und nahm bei einem Empfang die Gratulationen seiner Freunde und Bekannten entgegen. Keine 20 Stunden zuvor hatte er im Bonner Stadtmuseum sein neues Buch vorgestellt und dazu einige Anekdoten erzählt. Wie jene, als er sich beim "Herzblättchen"-Kartenspiel mit Erwachsenen sein Taschengeld aufbesserte, weil er immer gewann. "Es gab im Krieg keine neuen Karten", erklärte Weffer. "Und ich kannte alle von hinten."

Sein neues Buch ist ähnlich unterhaltsam. Es erklärt, dass der rheinische Genitiv mit "von" oder "sing" umschrieben wird. Der Bönnsche sagt also: "Dat Daach von dämm Huus" oder ganz einfach "dämm Huus sing Daach". Als Mitläufer betrachtet Weffer den vergessenen Akkusativ, wenn also ein Markthändler schreit: "Jeder kann probieren hier der herrliche Wein." Dass das Bönnsche kein Wort kennt, das mit "G" beginnt, ist bekannt. Es wird durch "J" ersetzt, also jott wie "Justav".

Aber wie nennt man eigentlich den eigenen Ehepartner? Ganz einfach: Das ist "de Minge", oder noch einfacher: "itt". Das mag Fremden einfältig vorkommen. Aber der Rheinländer ist ein Schlitzohr und kann sich gut dumm stellen. Kauft er eine antike Vase, sagt er: "Für datt Jäld krijje ich joh ehn neue Vas." Den Vortrag des Verkäufers nimmt er in Kauf, um den Preis "eronde zu krijje" und setzt beim Bezahlen noch einen drauf: "Jetz moss ich ze Foß nóh Huus jonn." In Wirklichkeit habe er seinen großen Mercedes auf dem nahen Parkplatz stehen, so Weffer. Wenn das nicht clever ist.

Oft ist die Mundart derb, aber treffender als die Schriftsprache. Erzählt ein Mensch am Biertisch erfundene Geschichten, reichen dem Bönnschen zwei Worte: "Lüch wigge" (lüg weiter). Wahlweise folgt: "Esu wigg kütt dat noch." Das meint er aber nicht so, denn er will gerade nicht, dass es so weit kommt. Und manchmal ist sogar Umbringen erlaubt im Rheinland: Wenn die (nicht passende) Hose reklamiert wird: Dann hat der Bönnsche sie "ömjebraat".

Treffend auch die Episode zum schlechten Wetter. Wenn "et rähnt", regnet es nur mal so. Ist es "am rähne" dauert der Regen länger. Und ist es "drahn am rähne" hört es so schnell nicht auf. Dann "schött et wie us Ämmere". Ganz logisch eigentlich. Schwieriger wird es, wenn das Wetter im Urlaub "selten joot" war. Wird "selten" extra stark betont, war es in Wirklichkeit hervorragend. Zum Schluss noch die um-für-zu-Wendung, mit denen der Bönnsche gerne Sachverhalte umschreibt: "Ich bruche ene Schruuveträcke, um für zu die Schruuve erinzedriehe." Alles klar?

"Der rheinische Genitiv und seine Mitläufer." Lustiges und Deftiges aus dem Wesen des Rheinländers. Ratio Books, 11,95 Euro.

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