Bewahrt werden nicht nur Steine Denkmalschutz spart Ressourcen und sichert alte Handwerkstechniken

BONN · Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat ihren Sitz in einem unbequemen Denkmal. Zehn Jahre hat die Bayerische Landesvertretung an der Schlegelstraße leergestanden. Ein Bau der Nachkriegsmoderne, von außen fast trist, dessen Wert sich erst bei genauerem Hinsehen erschließt.

 Architekt Sep Ruf hat die Bayern-Vertretung entworfen, in der heute die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ihren Sitz hat.

Architekt Sep Ruf hat die Bayern-Vertretung entworfen, in der heute die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ihren Sitz hat.

Foto: Axel Vogel

Einen Abrissantrag gab es nicht, anders als bei der Landesvertretung Baden-Württembergs schräg gegenüber, von der nur ein Fassadenteil übrig geblieben ist. Ohne Denkmalschutz wäre auch Sep Rufs Bayernvertretung vielleicht durch einen neuen Bürokomplex ersetzt worden.

"Denkmale machen eine Stadt unverwechselbar", sagt Ursula Schirmer, Sprecherin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. In Bonn sind das nicht nur Kirchen und Jugendstilvillen. Aufgrund der Hauptstadtgeschichte gibt es herausragende Bauten der Nachkriegszeit, die unter Schutz stehen. Die private, gemeinnützige Stiftung Denkmalschutz, die 1985 gegründet wurde, hat schon mehr als 500 Millionen Euro für den Erhalt von Bauten zur Verfügung gestellt. Ihre mehr als 200 000 Förderer sind die größte Bürgerinitiative in Sachen Denkmalschutz in Deutschland.

In Bonn hat die Stiftung zum Beispiel die Restaurierung des Koblenzer Tores und des Akademischen Kunstmuseums gefördert. Beide waren zwar nicht vom Abriss, wohl aber vom Verfall bedroht. Die Stiftung unterstützt nicht nur private Denkmaleigentümer, sondern auch Stadt und Land. Aktuelles Förderprojekt ist das "Bundesbüdchen", der Kiosk aus dem ehemaligen Regierungsviertel. Es musste für den WCCB-Neubau weichen.

"Ohne das Drängen der Denkmalschützer würde der Pavillon wahrscheinlich nicht wieder aufgestellt", sagt Schirmer. Es gehe beim Denkmalschutz nicht alleine darum, Steine zu bewahren. Die Nutzung vorhandener Gebäude spare auch Ressourcen, so die Sprecherin. Von den Restaurierungsaufträgen profitierten vor allem Handwerker aus der Region, außerdem würden alte Techniken erhalten.

Denkmalschutz bedeutet nicht, dass ein Gebäude im Urzustand bleiben muss. Beispiele für das "Weiterbauen" von Denkmalen gibt es laut Schirmer schon lange. "Eines der großartigsten in der Region ist sicher der Kölner Gürzenich. Umbau und Neubau nach dem Krieg sind selber schon wieder denkmalgeschützt", sagt die Expertin. Ein Beispiel für eine Umnutzung ist die Vorburg von Schloss Drachenburg, die heute als Forum für Veranstaltungen dient. Dass eine behutsame Denkmalsanierung auch in privater Hand funktioniert, zeigen in Bonn aktuell die Käufer von Villa Spiritus und Villa Zuntz.

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