Kommentar zur Zukunft des Pantheons Denk-Pause

Meinung | Bonn · Nach dem Paukenschlag in Sachen Pantheon-Aus gibt es jetzt erst einmal eine Denkpause. Hätte Pause nicht vorher denken können, fragt man sich. Ein Kommentar von GA-Redakteur Thomas Kliemann.

Bis Freitag gehen der Pantheon-Chef Rainer Pause auf der einen Seite und die Stadtspitze auf der anderen in Klausur. Vielleicht, um einen angeblich unterschriftsreifen Vertrag nachzubessern, vielleicht aber auch, um sich klar zu werden, dass es wirklich vorbei ist mit Bonns legendärer Kleinkunstbühne. Man weiß es nicht. Wir sind Zeugen eines traurigen Schauspiels. Oder ist es eine kühl kalkulierte Machtprobe? Vielleicht gar ein Hilferuf?

Es ist in jedem Fall ein brisanter Moment. Da darf man sich nichts vormachen: Das Aus fürs Pantheon wäre eine kulturpolitische Katastrophe mit weitreichenden Folgen, ein Einschnitt für viele Bürger, eine Verarmung der Stadt. Ein Jahr nach dem blamablen Ausstieg aus dem Festspielhaus-Projekt könnte nun der nächste Tiefschlag für die Bonner Kultur folgen. Und wieder müssen sich die Akteure, ob privatwirtschaftlich oder städtisch, fragen lassen, ob sie wirklich alles getan haben, um die Situation zu retten.

Das Pantheon ist wie die Bundeskunsthalle oder das Haus der Geschichte ein weit über die Stadt hinaus strahlender kultureller Leuchtturm. Mit einem entscheidenden Unterschied: Während an der Museumsmeile Millionenetats der öffentlichen Hand den Betrieb sichern, bietet das Pantheon eine ganzjährige Rundumversorgung mit Spaß, Comedy, Kabarett, Musik und experimentellen Formaten – auf eigenes finanzielles Risiko.

Der Rückzug des Pantheons nach 30 Jahren Engagement in Bonn wäre also auch das Scheitern einer unternehmerischen Initiative. Ein schlimmes Zeichen in Zeiten, in denen Kommunen gerade auf solche privaten Initiativen dringend angewiesen sind.

Der schon jetzt sichtbare Scherbenhaufen birgt mehr Fragen als Antworten. Hat man die Pantheoniken hingehalten, ihnen Steine in den Weg gelegt, wie Rainer Pause kritisiert? Tut die Stadt Bonn wirklich alles, um den Umzug des Pantheons vom Bundeskanzlerplatz in die Halle Beuel zu befördern? Ist sie sich des großen Werts dieser Institution wirklich bewusst? Eine Frage, die sich vergleichbar auch beim Festspielhaus stellte.

Aber auch der Pantheon-Chef muss sich Fragen gefallen lassen. Kann es sein, dass sich der Kabarettist und Impresario überschätzt hat, unmittelbar vor Vertragsabschluss Angst vor der eigenen Courage bekam, vor dem Risiko, das ein Neuanfang mit 69 Jahren in jeder Hinsicht – nicht nur finanziell – beinhaltet?

Verständlich wäre es. Unverständlich ist hingegen, dass es in diesem Szenario offenbar bislang keinen Plan B gibt. Darin müsste auch die Idee eines Neuanfangs fürs Pantheon mit neuen Kräften und neuer finanzieller Konzeption in der Halle Beuel formuliert werden – um die Institution Pantheon für Bonn zu retten.

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