Das elektronische Auge blickt auf acht Schulhöfe

NRW-Datenschutzbeauftragte reagiert mit Skepsis auf die "steigende Tendenz" der Überwachung

Bonn. (dab) Jede Schule und jeder Schulträger muss nach Ansicht des NRW-Schulministeriums selbst vor Ort entscheiden, ob Überwachungskameras gebraucht werden. "Was für die eine Schule gut ist, muss nicht für die andere gelten", sagte eine Sprecherin.

In Bonn werden derzeit acht Schulen videoüberwacht, teilte die Stadt gestern mit. Die erste Kamera sei vor etwa zehn Jahren an einer Schule installiert worden. Ein behördliches Antragsverfahren gebe es nicht, sagte Thomas Böckeler vom Presseamt, denn die Überwachung finde auf "privatem Grund" statt, und das - unter Beachtung der Datenschutzbestimmungen - nicht während des Unterrichts.

Eltern müssten nicht gefragt werden, "da grundsätzlich keine Überwachung im Schulbetrieb erfolgt". Die Kosten für Installation, Unterhaltung und eventuellen Reparaturen trage laut Böckeler die Stadt als Schulträger. Die NRW-Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Bettina Sokol, hat Bedenken.

Sie beobachtet "die steigende Tendenz, Videoüberwachung in Schulen einzusetzen" durchaus mit Skepsis. Sie sagt: "In aller Regel sollte von einer Videoüberwachung an und in Schulen abgesehen werden".

Pro (Von Dagmar Blesel) Der Erfolg gibt den Schulen recht. Kameras schrecken ab. Randalierer, Sprayer und Diebe machen um Schulhöfe mit Videoüberwachung einen großen Bogen. Das elektronische Auge gegen Vandalismus, Diebstahl und Drogenkonsum gehört in Kaufhäusern und an Haltestellen längst zum gewohnten Bild. Mit der Forderung der CDU Nordrhein-Westfalen nach verstärktem Einsatz auch an Schulen flammt eine alte Diskussion an neuem Ort wieder auf, obwohl Schulen, auch in Bonn, bereits vor Jahren erste Kameras installierten.

Wenn Schulen sich für die Überwachung entscheiden, ist der Zugriff auf die Bilder eine zentrale Frage. Lehrer oder Hausmeister sollten die Auswertung Stadt oder Polizei überlassen. Und die handeln nur im Ernstfall. Sonst gehören die Bilder gelöscht, denn es geht bei der Überwachung außerhalb der Unterrichtszeiten um Abschreckung, nicht um "Big Brother". Contra (Von Ayla Jacob) Videokameras auf Schulhöfen verhindern Kriminalität nicht - sie verlagern sie lediglich. Zugegeben geht es heute auf Schulhöfen härter zu, als vor einigen Jahren. Dieses Problem lösen Videokameras aber nicht. Denn in den Pausen können die Schüler sich weiterhin "abziehen", drangsalieren und mobben. Schließlich werden die Kameras erst nach Schulschluss eingeschaltet. Und wer nachmittags randalieren möchte, der macht das vielleicht nicht auf dem überwachten Schulhof. Aber er geht eine Straße weiter.

Früher waren Videokameras überflüssig. Damals gab es noch Hausmeister, die an der Schule wohnten. Und "ihren" Hof auch nachmittags im Blick hatten. Diese Stellen wurden nach und nach gekürzt. Leider. Denn die Hausmeister sorgten für Ordnung, sprachen mit den Übeltätern und brachten sie oft zur Einsicht. So bewirkten sie viel mehr, als es jede Videokamera kann.

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