WCCB Ha-S. C. belastet Kim schwer

BONN · Dieser 103. Verhandlungstag im Prozess gegen den ehemaligen Investor des World Conference Center Bonn (WCCB), Man-Ki Kim, ist der letzte Tag der Beweisaufnahme - und die letzte Gelegenheit, der Wirtschaftsstrafkammer noch Beweise zu liefern. Kims mitangeklagter früherer Rechtsberater Ha-S. C. nutzt sie: In einem letzten verzweifelten Versuch, das Gericht von seiner Unschuld zu überzeugen, belastet er Kim schwer.

Der habe sich in der zweiten Hälfte des Jahres 2006 mit unseriösen Menschen eingelassen, um die von ihm geforderten 30 Millionen Euro Eigenkapital in Form einer Bankbürgschaft zu besorgen. Auch die von Kim vorgelegten Finanzierungsdokumente seien nicht als seriös anzusehen gewesen.

Nun müsse er, C., sich vorwerfen, "warum ich mich nicht bereits zu diesem Zeitpunkt von Kim getrennt habe". Kim habe genau gewusst, dass er, Rechtsanwalt C., niemals gegen geltendes Recht verstoßen und die Anteile an der WCCB-Betreiberfirma UNCC verpfändet hätte.

"Daher hat er auch seine Geschäftsbeziehung mit Arazim im Januar/Februar 2007 sorgsam vor mir verborgen gehalten." In seiner verzweifelten Suche nach Kapital hatte Kim sich damals von Arazim zehn Millionen geliehen und das WCCB verpfändet für den Fall, dass er die Rückzahlungsfrist versäume. Genau das aber geschah.

Weiter erklärt C.: Kim habe nach Auskunft von WCCB-Bauunternehmer Young-H Hong, ein alter Freund C.s, Finanzmittel baufremd verwendet und nach Dubai verschoben. Dazu passt eine vom Gericht verlesene Mail von Kim an Geschäftspartner vom Frühjahr 2008, wonach er auf der verzweifelten Suche nach 20 Millionen Dollar war für ein Bauprojekt in Libyen.

Und dann erklärt C. seine Motive für sein Engagement: "Ich wollte nicht, dass die Projektgruppe in der Person Herr Hübner, Frau Zwiebler und Frau OB Dieckmann eine politische Katastrophe erleidet." Denn hätten sie wegen Kims Finanznot den Projektvertrag aufkündigen müssen, wäre das WCCB gescheitert. "Häme und Verachtung wären der Projektgruppe sicher gewesen."

Sein zweites, für ihn noch wichtigeres Motiv, so C., aber sei gewesen: sein Stolz und sein Ehrgefühl. Denn das Projekt WCCB habe für ihn und Hong vor dem gemeinsamen Migrationshintergrund und als "Vorzeigekinder" von Koreanern in Deutschland einen besonderen Stellenwert gehabt. Alle Koreaner hier und in der Heimat hätten das Projekt gekannt: "Wir beiden wurden als Helden gefeiert." Ein blasser und abgemagerter Kim hört ihm zu.

Schließlich ist auch das letzte von Tausenden von Dokumenten verlesen, der letzte der insgesamt 72 Zeugen gehört worden. 60 Personen wurden im Gerichtssaal gehört, zwölf vernahmen die Richter in den USA, in London und Südkorea.

Am Dienstag, 19., und Mittwoch, 20. Februar, plädieren die Staatsanwälte, an den folgenden drei Tagen die Verteidiger. Am 26. Februar, so der Plan des Gerichts, haben die Angeklagten das letzte Wort, bevor am 6. März das Urteil gefällt wird. Sollten die Angeklagten verurteilt werden, müssen sie die Kosten des Verfahrens mit allen Ausgaben zahlen. Und die dürften inklusive ihrer zusätzlichen Wahlverteidiger mehr als eine Million Euro betragen.

Prozess gegen Hübner und Zwiebler nicht vor Herbst

Frühestens im vierten Quartal beginnt laut Gericht der zweite Strafprozess in Sachen WCCB gegen die WCCB-Projektbeauftragten Arno Hübner und Eva Maria Zwiebler, sofern das Gericht das Strafverfahren gegen Hübner wegen Untreue im besonders schweren Fall und gegen Zwiebler wegen Beihilfe zur besonders schweren Untreue eröffnet.

Wann der dritte WCCB-Prozess gegen den Ex-Gebäudemanager der Stadt, Friedhelm Naujoks, zwei seiner Ex-Mitarbeiter und WCCB-Bauunternehmer Young-Ho Hong stattfindet, ist noch völlig offen.

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