Deutsche Post Marathon 2013 Buntes Treiben auf 42 Kilometern

BONN · In der Schlosskirche feiern vor Beginn des Marathons ungefähr 150 Läufer eine ökumenische Andacht zum Thema "Wohin sollen wir gehen?". Die Sportler entzünden Teelichter an der Marathon-Kerze, die im Gotteshaus aufgestellt ist, und setzen damit ein Zeichen für Frieden und Versöhnung.

"Wir bieten den Läufern die Möglichkeit, vor dem Start noch einmal Ruhe zu finden und in sich zu gehen", so Pfarrer Joachim Gerhardt. Die Andacht findet bereits zum zwölften Mal statt.

Die heißen Rhythmen der Beueler Sambacombo "Los Beuelos" sind weithin zu hören. Sie sind nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern erregen auch mit ihren bunten Kostümen Aufsehen. Nicht zuletzt verbreiten sie ein wenig Sommer-Feeling, denn kurz nach zehn Uhr ist es noch kalt und von den angekündigten 22 Grad spüren die Zuschauer entlang der Strecke noch nicht allzu viel.

[kein Linktext vorhanden]Rolf Winkelmann, Chef der Beueler Musiker, gibt gut gelaunt den Takt an. Zum neunten Mal in Folge haben sich die 17 Musiker direkt gegenüber dem Brückenforum aufgestellt. Seit 8.15 Uhr feuern sie nicht nur die Läufer an, sondern ermuntern auch die Zuschauer zum Mitfeiern. "Wir wollen hier solange stehen, bis der letzte Läufer vorbei ist", sagt Winkelmann. Der Bonner Marathon mache der Combo besonders Spaß, wie er betont: "Die Atmosphäre ist toll. Entspannt und freundlich."

Relativ entspannt ist auch der Job von Streckenposten Thomas Breu. Der 35-Jährige sorgt zusammen mit einer Kollegin dafür, dass an der Ecke Steinerstraße/Hermannstraße in Beuel alles glatt läuft. Um acht Uhr haben die beiden Sportler der Schwimm- und Sportfreunde Bonn ihre Straßenecke abgesperrt und es sich gemütlich gemacht.

"Die Verpflegung ist bestens", freut sich Breu. Alle Streckenposten haben zuvor ein reichhaltiges Lunchpaket mit Brötchen, Getränken und Obst bekommen. Jedoch verfolgt der 35-Jährige nicht nur den Marathon: Auf einem Tablet, das auf dem Boden liegt, läuft die Formel-1- Übertragung aus China. Die sei ja schließlich auch sehr spannend, so der Streckenposten.

Etwas mehr ins Schwitzen geraten allerdings die Mitarbeiter von "Bonnorange". Sie sind an sechs Verpflegungsstationen im Einsatz und sorgen dafür, dass die von den Läufern weggeworfenen Becher entsorgt werden. "Es macht großen Spaß, hier zu arbeiten. Wir haben uns freiwillig zum Dienst gemeldet. Ich bin nun schon das dritte Mal dabei", erzählt Wolfgang Holstein. Seit 6 Uhr ist Holstein mit seinen sieben Kollegen schon auf den Beinen. Zuvor haben sie entlang ihres Streckenabschnitts die Mülleimer geleert und Glas, das für die Läufer gefährlich werden könnte, entfernt. Allerdings wird nicht nur gearbeitet: "Wir haben richtig Spaß", so der 33-Jährige.

[kein Linktext vorhanden]Susanne Schünemann nimmt als Inline-Skaterin am Marathon teil. Auf ihrem Helm sitzt ein Plüschfrosch. "Meine Mama muss mich ja später auf den Bildern erkennen können", begründet sie lachend ihren Kopfschmuck. Dass der aber gar nicht so ungewöhnlich ist, zeigen auch andere Skater, die Quietsche-Entchen und andere Plüschtiere spazieren fahren.

Ihrer Kreativität haben auch andere Marathonsportler freien Lauf gelassen. So entdeckt man unter den Läufern auch Schneewittchen und die sieben Zwerge, eine laufende Bierflasche sowie Wikinger. Einer der jüngsten Helfer ist der siebenjährige Lars. Am Ziel erwartet er mit anderen freiwilligen Helfern des Karate-Vereins Dojo Bad Godesberg die Läufer. Seine Eltern helfen seit Jahren beim Marathon - dieses Jahr wollte auch er helfen.

Am Rande notiert

  • Marathonlaufen und sich dabei ausgelassen unterhalten? Das geht nicht? Weit gefehlt. Zwei Läuferinnen bewiesen das eindrucksvoll, als sie sich auf der Adenauer-allee zur Erheiterung der Zuschauer lauthals über ihre neuen Möbel unterhielten.
  • Eis ließ sich anfangs nicht so gut verkaufen wie gedacht. Eine Mitarbeiterin des Hilton-Hotels, die mit einem Eiswagen vor dem Eingangsportal stand, hatte mit mehr Kundschaft und Sonne gerechnet. Ab kurz nach zwölf Uhr ließ die sich dann doch noch blicken und dürfte den Umsatz an Eiscreme ordentlich angekurbelt haben.
  • Aufgrund von Gleissperrungen am Hauptbahnhof Köln kamen viele Halbmarathonläufer zu spät zum Start.
  • Der diesjährige Modetrend unter den Marathonläufern waren Neonfarben. Passend zu den ersten Sonnenstrahlen leuchteten vor allem die Laufschuhe in grellen Farben.
  • Stolz berichtete Läufer Martin im Ziel, dass er sich an seinem 30. Geburtstag im vergangenen Jahr vorgenommen hatte, den Halbmarathon mitzulaufen. Und: Er hat es geschafft.
  • Eine Läuferin brach in Freudentränen aus, als sie Mann und Sohn hinter dem Ziel umarmte.
  • Einem Inline-Skater sprang auf halber Strecke eine Rolle aus der Fassung. Deshalb brauchte er zehn Minuten länger als üblich.
  • Das Deutsche Rote Kreuz war mit 188 ehrenamtlichen Helfern vor Ort.
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