Bonner Tourismus-GmbH in den roten Zahlen

Die Tourismus- und Congressgesellschaft (T&C) ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Geschäftsführer Flaig will die Gesellschaft durch einen Teilverkauf von Bonn-Ticket retten.

Bonn. Als ob die Stadt Bonn mit dem Skandal um das World Conference Center Bonn und ihrer Haushaltsmisere nicht schon genügend Sorgen hätte: Jetzt wurde bekannt, dass die Tourismus- und Congressgesellschaft (T&C) tief in die roten Zahlen gerutscht ist.

Ein Defizit von rund 300 000 Euro weist nach GA-Informationen der Wirtschaftsplan der teilstädtischen Gesellschaft (siehe Kasten) aus. Obendrein hat Geschäftsführer Tilman Flaig bei Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) angeklopft und um 190 000 Euro gebeten.

Info Weitere Informationen unter www.bonn-region.deEs versteht sich von selbst, dass der OB, Aufsichtsratschef der T&C, darüber angesichts des klammen Haushalts wohl nicht erfreut war. Aber: Die T&C muss nächstes Jahr den Germany Travel Mart (GTM) organisieren. Nimptsch muss nach derzeitiger Erkenntnis das Geld wohl oder übel bereitstellen.

Und es kommt noch schlimmer: Die zweitgrößte Touristikmesse in Deutschland sollte Flaig zufolge nach einer Vereinbarung mit der Ex-OB Bärbel Dieckmann (SPD) nächstes Jahr eigentlich in Bonn stattfinden. Doch das Debakel um das WCCB macht diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Wie jüngst die FDP mit ihrem einst im neuen Kongresssaal geplanten Bundesparteitag muss die Messe nach Köln ausweichen. Die Kosten für die Organisation bleiben an Bonn hängen, obgleich sich Köln "kulanterweise" beteilige, so Flaig. Er gibt sich zuversichtlich.

Die Zukunft der Gesellschaft sei keineswegs in Gefahr: "Am Jahresende werden wir kein Minus mehr haben, sondern einen Überschuss", sagte er am Freitag dem GA. Das Problem der "negativen Ertragsentwicklung" sei vor allem die "unruhige Marktlage" bei dem einst lukrativen Ticket-Buchungssystem der T&C, bekannt als Bonn-Ticket.

Es herrsche ein enormer Verdrängungswettbewerb. Die Ticketing-Erträge, die neben den Gesellschafterzuschüssen und anderen Einnahmen bisher etwa ein Drittel des Gesamtbudgets von rund vier Millionen Euro ausgemacht hätten, seien eingebrochen. Das Ticketing-Geschäft will Flaig nun ausgliedern und einen "starken Partner" ins Boot holen.

Der Haken: Dem Geschäft muss der Regierungspräsident zustimmen. Werner Hümmrich (FDP) und Tom Schmidt (Grüne) haben da große Zweifel. Beide beklagten, dass die Stadt als größte Anteilseignerin dieser Entwicklung nicht früher entgegengewirkt habe. Im Wirtschaftsausschuss in der nächsten Woche wollen sie und die CDU Klarheit. Der OB und der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Tourismus und Congress GmbHZum Ausgleich für den Umzug der Bundesregierung nach Berlin sollte der Tourismus in der Region gestärkt werden. Im Dezember 1996 wurde deshalb die Tourismus und Congress GmbH Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (T & C) gegründet. Zunächst gab es dafür noch Geld vom Bund.

Die T & C vermarktet das gesamte touristische Angebot der Region auf Messen und bei den Reiseveranstaltern. Sie stellt Programme für Pauschalreisen zusammen, bietet einen Kongress-Service und seit kurzem auch ein eigenes Hotel-Reservierungssystem mit Bestpreis-Garantie an (www.BonnHotels.de). Bei der T & C sind rund 50 Mitarbeiter beschäftigt.

Gesellschafter der T & C sind die Stadt Bonn (37,5 %), der Tourismus Förderverein Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (29 %), der Rhein- Sieg-Kreis (18,5 %), die Ahr Rhein Eifel Tourismus & Service GmbH (5 %), und die Hotel- und Gaststätteninnung Bonn/Rhein-Sieg-Kreis (5 %).

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