Hausverwaltung Bonner Eigentümer halten Firma finanzielle Unregelmäßigkeiten vor

BONN · Massive Vorwürfe haben rund 60 Wohnungsinhaber bei einer Informationsveranstaltung gegen ihre Hausverwaltung erhoben, eine Firma aus Königswinter. Die Betroffenen fürchten, die Firma habe Rücklagen für spätere Haussanierungen veruntreut. Der Schaden ginge in die Hunderttausende.

Eingeladen hatte die Verbraucherschutzgemeinschaft "wohnen im eigentum", die verunsicherte Eigentümer unterstützen will, wie Geschäftsführerin Gabriele Heinrich sagte. Ihr Verein habe Hinweise von etwa zehn Eigentümergemeinschaften, dass Rücklagen für spätere Sanierungen möglicherweise verschwunden seien könnten.

Viele Versammlungsteilnehmer stützten Heinrichs Befürchtungen. Vertreten waren Mitglieder von rund 20 Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) etwa aus Bonn, Königswinter und Sankt Augustin. Nach ihren Darstellungen soll die Hausverwaltung Unterlagen wie Abrechnungen und Sparbücher "manipuliert" haben. Viele Wohnungseigentümer warfen dem Unternehmen vor, durch ein jahrelang praktiziertes, verwirrendes System von Ab- und Umbuchungen von Treuhandkonten die WEG-Mitglieder getäuscht und womöglich Geld veruntreut zu haben.

Die von den Eigentümern zu entrichtenden Rücklagen werden gewöhnlich auf Treuhandkonten gesammelt. Die Beiratsvorsitzende einer Anlage aus Bonn (Name der Redaktion bekannt) zeigte Zuhörern fünf Sparbücher, die auf die Königswinterer Firma ausgestellt waren. Aber nur ein Sparbuch sei mit Wissen der WEG angelegt worden. "Das war unser Mutterkonto", so die Beiratsvorsitzende. Die anderen Sparbücher habe der Verwalter ohne Rücksprache angelegt und für ein "wirres Ab- und Umbuchen von Geldbeträgen von dem Mutterkonto" genutzt.

Insgesamt seien "Gelder von dem Mutterkonto über insgesamt 13 Konten" gebucht worden. Die Gesamtsumme von rund 100.000 Euro sei erst wieder auf dem Konto gelandet, nachdem ein Anwalt eingeschaltet und Strafanzeige wegen Untreue erstattet worden sei. Das sei Ende 2008 gewesen: "Die Staatsanwaltschaft hat darum das Verfahren eingestellt", berichtete die Beiratsvorsitzende. Fred Apostel, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte: "Es hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Anzeigen gegen die Firma gegeben, die jedoch keine Konsequenzen gehabt haben." Es seien aber neue Anzeigen eingegangen, die nun geprüft würden.

Zwei Hausverwalter aus Sankt Augustin und Bonn, die drei Objekte der Königswinterer Firma übernommen haben, erklärten, dass einige der Girokonten der von ihnen betreuten WEG kaum noch Guthaben aufwiesen, beziehungsweise im Minus seien. Ein Wohnungseigentümer berichtete, von einem Konto seiner WEG habe man eine Abbuchung ohne Beleg über 3000 Euro feststellen müssen. Viele der Wohnungsinhaber beklagten, dass sie keinen Zugriff mehr auf die Treuhandkonten hätten. Nach Darstellung eines Hausverwalters geht es bei einer von ihm betreuten WEG allein um 250.000 Euro. Wie die Verwalter weiter berichten, hat die Sparkasse KölnBonn die betreffenden Treuhandkonten gesperrt.

"Die Gelder sind nicht weg, aber wohl auf anderen Konten", vermutet der Verwalter aus Sankt Augustin. "Das Problem wird sein, das Geld wieder zuzuordnen." Bei einem Gesamtvolumen von bis zu 3000 Wohnungen könnte ein Rücklagebestand von etwa drei Millionen Euro betroffen sein.

"Wir verstehen die Unruhe und Verunsicherung, die bei Eigentümergemeinschaften eingetreten ist, die ihre Wohnungen von der genannten Hausverwaltung betreuen lassen", betonte ein Sprecher der Sparkasse. "Wir sind an einer raschen Klärung interessiert und kooperieren mit den ermittelnden Behörden." Weitere Details dürfe die Sparkasse aufgrund ihrer Verschwiegenheitsverpflichtung nicht offenbaren.

Das sagt der Firmeninhaber

An den "Anschuldigungen" sei "nichts dran", erklärt der Firmeninhaber aus Königswinter dem General-Anzeiger. Seine Anwälte würden den Vorwürfen nachgehen. Diese könne er sich nur damit erklären, "dass gewisse Personen meine Firma haben wollen, die ich ihnen damals nicht verkauft habe".

Gewundert habe ihn bei der Veranstaltung im Universitätsclub, "dass gezielt Eigentümer aus bestimmten Wohnanlagen eingeladen wurden". Er bestätigte allerdings, dass die Sparkasse KölnBonn die Geschäftsbeziehungen zu ihm gekündigt hat, was er aber nicht nachvollziehen könne.

So habe es bislang nur ein Schreiben gegeben, in dem von "Ungereimtheiten" die Rede gewesen sei. Sein Anwalt habe vor 14 Tagen den Vorstand der Bank um Stellungnahme gebeten. Diese habe er bislang nicht erhalten, ebenso wenig wie ein formelles Kündigungsschreiben.

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