Der Rattenfänger Bobbys Klassik Choirs und Beethoven Orchester überzeugen mit Kinderoper

BONN · "Ach, diese schrecklichen Ratten", stöhnt der fette Bürgermeister von Hameln (Marco Agostini) auf der Opernbühne. Die Nager bringen seine und des Stadtrats Geschäfte durcheinander. Ob sich diese Plage nach dem beliebten Prinzip "Hoch mit den Steuern, 'runter mit den Ausgaben" meistern lässt?

 Mit Freude und Engagement sind die Kinder auf der Bühne dabei. Als gelungene Vorstellung mit wunderbaren Musikern loben Besucher anschließend die Aufführung der englischsprachigen Kinderoper.

Mit Freude und Engagement sind die Kinder auf der Bühne dabei. Als gelungene Vorstellung mit wunderbaren Musikern loben Besucher anschließend die Aufführung der englischsprachigen Kinderoper.

Foto: Barbara Frommann

Man könnte ja diesen Rattenfänger (Scarlett Pulwey) engagieren, der die Tiere in den Fluten der Weser verschwinden lässt. Und ihn dann übers Ohr hauen und nicht bezahlen, denken sich die ehrenwerten Ratsmitglieder in der fulminanten Inszenierung von Thomas Honickel.

Die ging am Wochenende zweimal restlos ausverkauft über die Bühne. Bobbys Klassik Choirs und das Beethoven Orchester Bonn hatten zur englischsprachigen Kinderoper "The Piper of Hamelin" von John Rutter geladen. Und damit das Publikum auch sprachlich mitkam, setzten als Erzähler aus der Loge Hanna Lüdecke und Bernhard Hoëcker witzige Akzente.

Ja klar, die mindestens 40.000 Rattenpfoten setzten Hameln mächtig zu. Lebensmittelhändler Felix Aring konnte davon ein Lied singen. Wieselflink und dann doch herzallerliebst flitzten die kleinen Ballettratten der Schule Vadim Bondar denn auch eine herrliche Aufführung lang plüschig durch die Szenen.

"Richten nicht eigentlich der Bürgermeister und sein Rat mehr Schaden an als diese Tiere? Sie sind doch auch Geschöpfe Gottes", sang Laura Iacovino als "lahmer Junge", der zum Schluss als einziges Hamelner Kind nicht der Rache des Rattenfängers zum Opfer fällt.

Und damit nicht in eine bessere Welt als die verdorbene seiner Heimatstadt wechseln kann. Denn der Zauberflöter entführt sie alle mit seinem wunderschönen Spiel (Günter Valléry) in den Wald. Einfühlsam führt Thomas Honickel sein ambitioniertes Kinder- und Elternensemble sowie die Beethoven-Instrumentalisten durch eine spannende Aufführung, die mit erstaunlichen Solostimmen gespickt ist. Eine wunderbare Stadtpolitik-Posse - musikalisch und schauspielerisch auf hohem Niveau. Honickel hat sie mit seinem Team "als Weltpremiere" auch auf CD aufgenommen.

"Ich bin gar nicht aufgeregt, wenn auf der großen Opernbühne der Vorhang aufgeht", meinte bei der Generalprobe die kleine Charlotte Briele. Ein tolles Stück mit wunderbaren Musikern, urteilten die Probenbesucher Clemens, Victoria und Hannah Busse. Die zehnjährige Charlotte bemängelte nur eines: "Schade, dass es kein richtiges Happy Ende gibt. Denn eine ganze Stadt hat plötzlich keine Kinder mehr."

Die CD gibt es für 10 Euro über das Beethovenorchester, Rufnummer 0228/776613.

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