Beueler wollen Tempolimit für die Bahn

"Hören Se mal, kann die Bahn nicht wenigstens nachts langsamer fahren?" Die Beueler haben in Sachen Bahnlärm "die Faxen dick". Die Bezirksvertretung unterstützt jetzt einen Bürgerantrag nach einem Tempolimit für die rechtsrheinische Bahntrasse.

Beueler wollen Tempolimit für die Bahn
Foto: Max Malsch

Beuel. "Hören Se mal, kann die Bahn nicht wenigstens nachts langsamer fahren?" Die Frau, die Bernhard "Felix" von Grünberg, der für den Landtag kandidiert, und den Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber am SPD-Stand am Beueler Bahnhof anspricht, hat eindeutig "die Faxen dick".

Die Sozialdemokraten werben für die S 13. "Die S-Bahn-Linie muss kommen", sagt von Grünberg. "Nicht nur aus ökologischen Gründen, nicht nur aus wirtschaftlichen Erwägungen, weil Bonn den Schienenanschluss an den Flughafen braucht, sondern besonders für die Menschen, die tagtäglich den Bahnlärm ertragen müssen."

Um eine hohe Vertaktung der S-Bahn zu bekommen, ist laut Bahn ein zusätzliches Gleis notwendig. Der immense Güterbahnverkehr auf der Rheinstrecke - eine der meist befahrenen Europas - lasse zurzeit nicht zu, dass Bahnen, die es ja auch jetzt schon auf der Strecke nach Köln und zum Flughafen gibt, häufiger verkehren.

Und diese Erweiterung ist es, die einen "optimalen Lärmschutz" rechtlich zwingend macht. "Der Lärmschutz, den die Beueler aufgrund der S 13 bekommen, ist qualitativ wesentlich besser als der, den man aus dem Lärmschutzprogramm des Bundes bekäme", meint Kelber: "Die Maßnahmen, die die Bahn aufgrund ihrer Erweiterung an Lärmschutz planen muss, müssen zehn Dezibel mehr - also doppelt so viel - Schall schlucken als die aus dem herkömmlichen Programm."

Die Forderung der Bürgerin scheint keine Einzelmeinung zu sein. Willi Palm und Reinhold Nitka aus Geislar haben sogar einen Bürgerantrag gestellt, mit dem sich am Mittwochabend die Beueler Bezirksvertretung befasste. An der Aurelianastraße hätten sie nachts Lärmpegel von 70 bis 80 Dezibel gemessen.

"Wir werden seit Jahren mit Hinweis auf die S 13 vertröstet", sagte Nitka. Nun beantragten die beiden Geislarer, die Stadtverwaltung möge mit der Deutschen Bahn abstimmen, dass bis zur Errichtung von Lärmschutzwänden entlang der Bahntrasse rechtsrheinisch im gesamten Beueler Bereich eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Bahnen von 50 km/h eingeführt wird. "Abenteuerlich" und "weltfremd" sei die Forderung, meinte Georg Fenninger (CDU).

Caroline Klän (Bürger Bund) fand sie "zauberhaft" und befürchtete Auswirkungen für das gesamte Bahnnetz. Letztlich wiederholte sie ihre Forderung, endlich Mittel aus dem Bundestopf für Lärmschutzmaßnahmen zu beantragen und "ehrlich" anzuerkennen, "dass die S 13 tot ist und niemals kommen wird".

Ihren Antrag lehnte die Mehrheit ab, die beiden FDP-Vertreterinnen enthielten sich der Stimme. Der Bürgerantrag indes wurde mit den Stimmen der SPD, Grünen und der Linken beschlossen. Werner Rambow (Grüne) fand ihn "sehr naheliegend. Vielleicht treibt das die Bahn mit ihren S 13-Planungen ja an", meinte er. Auch Dieter Schaper (SPD) urteilte: "Der Bürgerantrag ist ein guter Ansatz."

Der Vertreter der Verwaltung warnte, man sollte tunlich nichts beschließen, was das Projekt in Gänze gefährden könnte, was Bezirksbürgermeister Wolfgang Hürter völlig abwegig fand. Auf eine Große Anfrage der Grünen über den Planungsstand der S 13 und die Aktivitäten der Verwaltung teilte das Planungsamt mit, es gebe "regelmäßige Jour-Fixe-Termine mit der DB und allen betroffenen Ämtern".

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Stadtbaurat Werner Wingenfeld hätten Mitte Februar ein Gespräch mit dem Konzernbeauftragten der DB für NRW, Rainer Latsch, gehabt, der bekräftigt habe, noch am S 13-Vorhaben festzuhalten. Und der OB habe am 9. April mit Verkehrsminister Lutz Lienenkämper gesprochen und "das besondere Interesse der Stadt an der S 13 herausgestellt".

Der Bau- und Finanzierungsvertrag indes ist an die Bereitstellung öffentlicher Mittel gebunden. Und die, so jüngst das Ministerium gegenüber dem GA, wolle man nochmal grundsätzlich überdenken.

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