Kommentar zum Grundstücksmarktbericht Bauen mit Weitblick

Meinung | Bonn · Um die Steigerung der Kaufpreise von Immobilien moderat zu halten, will die Stadt Baugrundstücke und vor allem das Potenzial für Nachverdichtungen ausmachen. Projekte bedürfen weiter einer sorgfältigen Prüfung, kommentiert GA-Redakteur Philipp Königs.

Der öffentliche Dienst streikt gerade für eine Lohnerhöhung um sechs Prozent, und zugleich veröffentlicht die Stadt den aktuellen Grundstücksmarktbericht mit Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Demzufolge sind die Umsätze aus Immobilienverkäufen um durchschnittlich acht Prozent gestiegen.

Nun verdienen sich städtische Angestellte im Vergleich zu anderen Berufszweigen sicher keine goldene Nase. Aber aus diesen Zahlen lässt sich schon herauslesen, dass die Lohnzuwächse einer Reihe von Bürgern weniger groß ausfallen als die Preissteigerungen auf dem Immobilien- und Grundstücksmarkt. Eigentum wird für viele in der Gesellschaft unerschwinglicher. Eine Zahl aus dem Bericht, die aufmerken lässt: Bei den baureifen Grundstücken für Mehrfamilienhäuser liegt die Steigerung bei satten 15 Prozent. Solch höhere Preise legen Investoren auf spätere Besitzer oder Mieter um.

Um die Steigerung der Kaufpreise moderat zu halten, hilft bei einer starken Wohnungsnachfrage wie in Bonn vor allem eines: der Bau neuer Wohnungen, die auch den Anforderungen vieler Familien an die Größe gerecht werden. Mit dem Baulandmodell geht die Stadt den richtigen Weg. Sie will Baugrundstücke und vor allem das Potenzial für Nachverdichtungen ausmachen.

Das gefällt vielen direkt betroffenen Anwohnern nicht, weil solche Erweiterungsbauten mit Lärm und Schmutz verbunden sind. Aber wie sieht die Alternative aus? Weiter steigende Preise auf dem Häuser- und Wohnungsmarkt und ein Zurückdrängen einkommensschwacher Bürger aus der Stadt. Darüber sollten sich diejenigen, die bereits ein Dach über dem Kopf haben, im Klaren sein. Zweifelsohne darf die Verwaltung, darf die Politik nicht jedem Bauprojekt Tür und Tor öffnen. Umwelteinflüsse durch das Zubauen von Freiluftschneisen bedürfen weiterhin einer sorgfältigen Prüfung, damit Bonn eine lebenswerte Stadt bleibt.

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