Ärger mit Stadtwerken Bandleader wurde versehentlich der Strom abgestellt

BONN · Eigentlich ist "Semmel", wie alle Welt den Bonner Jazz-Trompeter Reiner Brothuhn nennt, ein verträglicher Mensch. Immer lustig und gut drauf. Das Lachen verging ihm, als die Stadtwerke ihm jetzt den Strom abstellten, weil er angeblich Rückstände von 5500 Euro habe.

 Rainer "Semmel" Brothuhn vor dem Kunden-Zentrum der Bonner Stadtwerke.

Rainer "Semmel" Brothuhn vor dem Kunden-Zentrum der Bonner Stadtwerke.

Foto: Max Malsch

Wer den Chef der "Semmel's Hot Shots" kennt, weiß auch, dass er sich das nicht gefallen lässt. Dafür war nicht der Umstand entscheidend, dass die SWB einen Fehler gemacht haben und er in Wirklichkeit mit seinem Stromkonto 550 Euro im Plus war, sondern dass der SWB-Mitarbeiter sich den Zutritt zum Haus erschlichen haben soll.

"Der Mann hat nicht bei mir, sondern bei einer Nachbarin geklingelt und ihr erzählt, er müsse mal kurz nach dem Stromzähler sehen", berichtet Brothuhn. "Und dann ging bei mir in der Wohnung plötzlich alles aus." Er ist darüber so empört, dass er Anzeige wegen Hausfriedensbruch gegen den Mitarbeiter und die Stadtwerke erstattet hat. "Denn das ist doch kein Zufall, sondern System. Da wurde die Ahnungslosigkeit meiner Nachbarin ausgenutzt."

Das wiederum bestreiten die Stadtwerke. "Warum sollte jemand, der zu Brothuhn will, bei der Nachbarin klingeln?", fragt sich SWB-Sprecher Werner Schui. Dass ein Fehler gemacht wurde, räumt er unumwunden ein. Durch einen Zahlendreher sei eine falsche Rechnung entstanden und weggeschickt worden. Und da sich Brothuhn nicht meldete und auch auf mehrere Mahnungen und die Ankündigung der Stromsperrung nicht reagiert habe, sei die Sache in Gang gekommen. Insgesamt nahmen die SWB 1500 Stromsperrungen im Jahr vor, so Schui.

Der Bandleader jedenfalls hat sich noch nicht beruhigt. Sein Strom floss noch am Nachmittag desselben Tages wieder. Allerdings hat Brothuhn auch bei den Stadtwerken Rabatz gemacht, ist in die SWB-Zentrale gefahren und wollte einen der Geschäftsführer sprechen. Das gelang zwar nicht, allerdings blies er einer Abteilungsleiterin gehörig den Marsch. "Schließlich bin ich ein unbescholtener Bürger und muss mich nicht behandeln lassen, als wäre ich aus der Klapse weggelaufen."

Nach Angaben von Schui muss schon viel zusammenkommen, wenn der Strom abgestellt wird. "Das ist eine ungeliebte letzte Maßnahme ganz am Schluss, der lange Schritte vorausgehen." Den gemachten Fehler hätte man gerne früher revidiert, "aber wir wussten nichts davon".

Brothuhn indes hat schon eine Idee, wie die SWB sich entschuldigen könnten. "Wie wäre es, wenn wir ein Benefizkonzert mit den Hot Shots machen und den Erlös der Bonner Tafel und dem GA-Weihnachtslicht spenden?" Der Termin wäre egal, nur nächsten Mittwoch kann er nicht. Da wird "Semmel" 70 und hat etwas vor. "Da gehe ich mit meiner 102 Jahre alten Mutter essen."

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