Bahnhof Bad Godesberg: Eine Verspätung von knapp 16 Jahren

Die Sanierung des Bad Godesberger Bahnhofs lässt auf sich warten. Politiker reagieren mittlerweile mit Sarkasmus.

Bad Godesberg. Drei Stunden lang hatte Bahnhofsmanager Bernhard Christ in der Bezirksvertretung ausgeharrt, wo zunächst Anfragen und Bürgeranträge behandelt wurden. Dass der Vertreter der Deutschen Bahn AG dann endlich zum Zuge kam, machte die Veranstaltung für ihn nicht gerade erquicklicher: Während sich Christ am Rednerpult mühte, den ramponierten Ruf seines Arbeitgebers zu retten, luden die Kommunalpolitiker bei ihm ihren ganzen Unmut darüber ab, dass Einheimische wie Gäste wohl nicht vor 2016 damit rechnen können, einen Bahnhof mit Aufzügen und einer sanierten Unterführung vorzufinden.

Grund für die zähe Entwicklung sind nach Darstellung von Christ vor allem die aufwendigen Vorbereitungen. Dazu gehörten der Einkauf von Fremdleistungen und die internen Planverfahren ebenso wie europaweite Ausschreibungen.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Vertrauen verspielt"Zudem warb Christ um Verständnis, würden die Bauarbeiten am Godesberger Bahnhof erhebliche Folgen für den Bahnverkehr auf der linken Rheinstrecke mit sich bringen. "Es müssen viele Züge umgeleitet werden, das bedeutet auch Fahrplanänderungen", so Christ. Angesichts all dieser Begleitumstände sei der Baubeginn jetzt auf Mitte 2014 veranschlagt; mit einer Fertigstellung sei dann 2016 zu rechnen.

Den Wunsch aus den Reihen der Politik, den Bahnhofsmanager zu dem Versuch zu bewegen, einen früheren Baubeginn intern zumindest in Betracht zu ziehen, musste Christ unter Verweis auf die genannten Sachzwänge nüchtern zurückweisen. Man beginne ja jetzt, sagte er mit Hinweis auf die anlaufenden Vorbereitungen.

Eine Sichtweise der Dinge, die etwa Philipp Lerch (CDU) zu einem kleinen Rundumschlag veranlasste: Man habe geduldig zur Kenntnis genommen, dass seit jeher die Gepäckbänder nicht funktionieren, dass die Bahn keine öffentlichen Toiletten zur Verfügung stellt, dass der Bahnhof seit Jahren insgesamt sehr ungepflegt wirke und sich dort viele Menschen zudem nicht mehr sicher fühlten.

Zuletzt sei jedoch auch noch die Sorge um die Standfestigkeit der Unterführung hinzugekommen. "Dort fallen täglich Kacheln von den Wänden. Wie wollen Sie garantieren, dass die Unterführung hält?", hielt Lerch dem Bahnhofsmanager entgegen.

Der wies die Darstellung akuter statischer Mängel jedoch entschieden zurück: Richtig sei vielmehr, dass der geplante Einbau der Aufzüge einen Eingriff in die Konstruktion der Unterführung erfordere. Und weil deren Sanierung mittelfristig ohnehin in Angriff genommen werden sollte, habe sich die Bahn entschieden, beide Maßnahmen zu verbinden.

Dass die Jahre 2014 bis 2016 für den Godesberger Bahnhof tatsächlich den Durchbruch bringen, glaubte am Ende der Sitzung längst nicht jeder: "Wer gibt uns die Gewähr dafür, dass es wirklich so kommt?", fragte rhetorisch etwa Marcel Schmitt (Bürger Bund). CDU-Fraktionschef Lerch hielt dem Bahn-Vertreter vor, bei der von ihm viermal zitierten "Modernisierungs-Offensive" handele es sich in Wirklichkeit um eine "Modernisierungs-Warteschleife".

Der behindertengerechte Umbau des Bahnhofs beschäftigt die Kommunalpolitik inzwischen seit mehr als zehn Jahren. Weitere fünf Jahre soll es nach den jüngsten Informationen der Bahn also dauern, bis ein Ergebnis zu erwarten ist. In diesem Jahr, so Christ, sollen immerhin die Bahnsteigdächer erneuert werden.

Thematisiert wurden bei der Gelegenheit auch die Parkplätze auf der Rückseite des Bahnhofs am Von-Groote-Platz, welche die Bahn von Januar 2012 an selbst bewirtschaften will. Die FDP hatte beantragt, die zu erwartenden Gebührenerhöhungen bis zur Erledigung der Bauarbeiten zurückzustellen. Michael Rosenbaum (Bürger Bund) forderte, dass das Parken dort dauerhaft nicht teurer werden solle.

Und Ralf Jochen Ehresmann (Linke) forderte gar, auf Parkgebühren für Tagesparkplätze gänzlich zu verzichten. Gemeinsam ist allen Politikern die Sorge, dass erhöhte Parkgebühren zu einem Verdrängungseffekt auf die umliegenden Straßen im Villenviertel führen könnte.

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