Karneval in Bonn "Bönnsche Räuber" als offizielle Kommentatoren?

BONN · Der Festausschuss Bonner Karneval hat am Dienstag eine rundum positive Bilanz von der Session 2014 gezogen und das Motto für 2015 bekanntgegeben: "Bönnsche im Jlöck - domols wie höck."

"Schön wor et", fasste Präsidentin Marlies Stockhorst die fünfte Jahreszeit in nur drei Worten zusammen. In diese Tonlage stimmte auch Zugleiter Axel Wolf mit ein: "Es war der längste Rosenmontagszug aller Zeiten." Wolf beklagte erneut den Bierflaschenverkauf in der Altstadt: "Obwohl ein Glasverbot existiert, halten sich viele Geschäfte nicht daran."

Der Festausschuss erinnerte daran, dass er seit 2012 kostenlos recycelbare Becher an Geschäfte abgibt, um das Bier aus den Flaschen in Becher umfüllen zu können. Aber alles in allem sei es ein total "entspannter Zug" gewesen.

Diese Entspanntheit haben an Rosenmontag allerdings nicht alle Zugteilnehmer und -beobachter erfahren. Marcus Gloger, Jan Macke und Conrad Schetter von der Karnevalsclique "Bönnsche Räuber" haben vom städtischen Ordnungsamt einen "Maulkorb" für ihren Kommentatorenstand in der Altstadt verhängt bekommen.

[kein Linktext vorhanden]"Seit 22 Jahren kommentieren wir den Rosenmontagszug in der Altstadt. Das machen wir allerdings auf unsere Art und zwar kabarettistisch-alternativ. Unsere Redebeiträge missfallen dem Festausschuss", sagte Gloger dem General-Anzeiger.

Als am Montagmorgen Mitarbeiter der Stadt den Zugweg abgenommen haben, habe sich wie immer niemand an dem Kommentatorenwagen an der Ecke Heer-/Kölnstraße gestört. "Um 14.30 Uhr kamen dann drei Mitarbeiter des Ordnungsamts bei uns vorbei und haben uns im Auftrag des Festausschusses das Kommentieren verboten", berichtet Gloger.

Grund: Das Vorgehen am Stand entspreche nicht dem Sicherheitskonzept des Festausschusses. "Die haben uns einfach den Mund verboten", ärgerte sich Gloger. Aus Trotz haben rund 400 Jecken in der Altstadt dem Prinzenpaar und dem Zugleiter den Rücken zugekehrt, als sie auf ihren Wagen an der Kreuzung vorbeifuhren.

[kein Linktext vorhanden]"Dafür haben wir uns heute beim Prinzenpaar entschuldigt, weil wir sie nicht persönlich strafen wollten. Aber in der Sache bleiben wir hart. Wir lassen uns nicht mundtot machen", so Gloger. Die Stadt bestätigte den Einsatz, der allerdings vom Festausschuss erbeten worden sei. Der Festausschuss erklärte auf Nachfrage, das Thema sei erledigt.

Man habe den Bönnschen Räubern angeboten, im nächsten Jahr eine offizielle Kommentatorenstelle in der Altstadt einrichten zu können. Das bestätigte Gloger, ergänzte aber: "Wir werden das Angebot nur dann annehmen, wenn wir auch weiterhin das sagen dürfen, was wir wollen. Wir werden uns nicht an das Redekonzept halten."

Enttäuscht waren auch die Alkoholisierten Funken. Der Festausschuss soll ihnen die Mitnahme einer Musikanlage im Rosenmontagszug untersagt haben. Daran hat sich aber niemand gehalten: Plötzlich war eine Anlage da. Und dazu auch noch Bruce Kapusta mit seiner Trompete. Der Festausschuss hat am Dienstag das Verbot bestritten. Rico Fenoglio bleibt dabei: "Es wurde uns untersagt."

Die Bilanz an der Marienschule

Marienschule und Heerstraße waren an Rosenmontag Anziehungspunkt für viele Feierwillige. Vor der Schule hielten sich laut Polizei rund 1000 Kinder und Jugendliche auf. Wie die Stadt am Dienstag mitteilte, habe das Ordnungsamt dort gezielt "starke Präsenz" gezeigt.

Wie auch an Weiberfastnacht am Beueler Rheinufer hätten aber Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz abgenommen: Die Mitarbeiter stellten 50 Flaschen mit Alkohol und etwa 180 kleine Schnapsflaschen sicher. 2013 seien es noch rund 300 Flaschen gewesen.

Die Jugendlichen hätten die Getränke an Ort und Stelle auskippen müssen. Der Polizei wurden im Bereich Marienschule ein Diebstahl und eine Körperverletzung angezeigt. Ein alkoholisierter Jugendlicher sei ins Krankenhaus gebracht, drei weitere von den Eltern abgeholt und einer nach Hause gefahren worden.

Ein Kiosk hätte wiederholt Alkohol an Minderjährige verkauft, woraufhin das Ordnungsamt Anzeige erstattet habe. Die meisten alkoholischen Getränke hatten die jungen Leute indes selbst mitgebracht.

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