Autokorsos legen City lahm

Fußballfans in und um Bonn feierten friedlich Finaleinzug - Tausende unterwegs

Autokorsos legen City lahm
Foto: Ingo Firley

Bonn. (bd) Nein, so heftig wie nach dem Rosenmontagszug war es nicht, aber der Bertha-von-Suttner-Platz sah nach der Jubelnacht schon etwas mitgenommen aus. Überall Flaschen, Bierfässchen (leer - logisch) und reichlich anderer Müll.

Der Mann, der an jedem Morgen mit Akribie den Bürgersteig vor und neben dem großen Geschäft an der Ecke mit dem überdimensionalen Besen vom Unrat befreit, hatte heute Morgen reichlich mehr zu tun.

Die Saubermänner der Stadt waren da schon länger im Einsatz und hatten schon vor 7 Uhr die City weitgehend vom EM-Feier-Abfall befreit.

Eine positive Bilanz zieht die Bonner Polizei nach dem EM-Halbfinale: Mehrere tausend Fußballbegeisterte hatten das Spiel in Bonn und der Region verfolgt und den Finaleinzug der deutschen Elf anschließend bis weit nach Mitternacht ausgelassen und friedlich gefeiert.

Die Halbfinalbegegnung zwischen der Türkei und Deutschland verfolgten in den Gaststätten und Außengastronomien in der Bonner Innenstadt etwa 4 000 Fans beider Mannschaften. Den großen Public-Viewing Bereich auf der Museumsmeile besuchten laut Veranstalter rund 8 500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Im Brückenforum hatten sich rund 900 Fans eingefunden, um das Spiel gemeinsam anzuschauen.

Nach dem Schlusspfiff machten sich auch diese feiernden Fans auf den Weg in die Innenstadt. Dort feierten im Anschluss mehrere tausend Menschen ausgelassen und friedlich den Einzug des Teams von Bundestrainer Löw ins Finale.

Parallel dazu entwickelten sich auf den Straßen der City direkt nach dem Spielende Autokorsos, an denen in der Spitze rund 1 000 Fahrzeuge mit jubelnden Fans teilnahmen. "Durch mehrere Ansammlungen von Fußballfans, die auf den Straßen und Plätzen feierten, sowie durch die Autokorsos kam es zu Verkehrsbeeinträchtigungen. Betroffen hiervon waren insbesondere der City-Ring sowie die Adenauerallee. Wir haben den Verkehr in diesen Bereichen bis 1.30 Uhr geregelt und weiträumig abgeleitet", so der Einsatzleiter, Polizeirat Hermann-Josef Benzenberg.

Wer mit Bus oder Bahn die Stadt verlassen wollte, hatte nach dem Spiel schlechte Karten: Weil die Bahnstrecken in der Innenstadt (Gleise am Bonner Landgericht und am Suttner-Platz) blockiert waren, stellten die Stadtwerke die Bahnfahrten ein, auch der Busverkehr in der Innenstadt war stark behindert.

Auch in den umliegenden Städten und Gemeinden des Zuständigkeitsbereichs der Bonner Polizei wurden die Gaststätten und Public-Viewing-Veranstaltungen während des Spiels zahlreich besucht und der Sieg der deutschen Elf anschließend gefeiert. Zahlreiche Autos mit Fans formierten sich auch hier zu Korsos, so zum Beispiel in Bad Honnef mit rund 250 beteiligten Fahrzeugen und in Meckenheim mit etwa 40 Wagen. Die dort eingesetzten Polizeibeamten regelten den Verkehr.

Polizeirat Hermann-Josef Benzenberg zeigte sich mit dem Verlauf des Fußballeinsatzes zufrieden und bilanzierte: "Wie schon nach den letzten Spieltagen haben die Fans in und um Bonn auch heute wieder gezeigt, dass sie trotz ausgelassener Stimmung friedlich feiern. Die Feierlichkeiten verliefen ohne nennenswerte Störungen. Wir mussten dabei nur in wenigen Einzelfällen einschreiten."

Getreu dem Motto "Nach dem Spiel, ist vor dem Spiel" bereitet sich die Bonner Polizei nun auf ihren Einsatz anlässlich des Finalspiels am Sonntag vor.

Rund 2 300 deutsche und 300 türkische Fußballfans verfolgten bei der großen Public-Viewing-Veranstaltung auf dem Wilhelm-Hamacher-Platz in Troisdorf gemeinsam das Spiel, so die Rhein-Sieg-Polizei, und setzten die Party in Auto-Korsos fort. Hupend fuhren etwa 1 100 Fahrzeuge durch die Straßen.

Vereinzelt kam der Verkehr zum Erliegen, und die Polizei musste regelnd eingreifen. Abgesehen von einer Schlägerei am Bahnhof Troisdorf zwischen zwei deutschen Jugendgruppen und kleineren folgenlosen Streitigkeiten gab es für die Polizei kaum Anlass einzuschreiten. Bei der Schlägerei am Troisdorfer Bahnhof, die keinen Bezug zu dem EM-Spiel hatte, wurde eine Person verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

In der Beethovenstraße in Hennef fiel den Beamten im Autokorso ein 25-jähriger Hennefer auf. Er fuhr mit seinem Auro provozierend nahe an feiernden Fans vorbei und beschleunigte dabei sein Fahrzeug immer wieder stark. Bei ihm ermittelten die Beamten mit einem Alkoholvortest einen Wert von rund 1,1 Promille. Dem jungen Mann wurde eine Blutprobe entnommen, seinen

Führerschein stellten die Polizeibeamten sicher.

Allerdings mussten in Köln bereits vor Spielbeginn 50 polizeibekannte Hooligans, die in einer Gaststätte auf dem Hohenzollernring durch ihr aggressives Verhalten auffielen, durch die Polizei ermahnt werden. Da es aus der unbelehrbaren Personengruppe immer wieder zu Handgreiflichkeiten kam und den Weisungen der Polizei nicht Folge geleistet wurde, mussten sieben Hooligans kurz vor Spielende in Gewahrsam genommen werden.

Auf der Zülpicher Straße, die von der Polizei gesperrt werden musste, tummelten sich zeitweise etwa 6 000 Feiernde. Auch die Verkehrsbetriebe mussten ihren Fahrbetrieb dort einstellen. Gefährlich wurde es auf der Zülpicher Straße zeitweise für einige Fans, deren Fahnenstangen bis an die Oberleitungen heranreichten.

Etwa 30 000 Fußballbegeisterte feierten ausgelassen auf den Kölner Ringen. Während gegen Mitternacht die Verkehrssperrungen im rechtsrheinischen Köln bereits wieder aufgehoben werden konnten, zogen in Leverkusen mehrere hundert Fahrzeuge in einem Korso durch die Straßen. Nur durch einen defekten Linienbus wurde der Umzug kurzfristig gestoppt.

Bis 0.15 Uhr wurden insgesamt 21 Personen in Gewahrsam genommen.

So wird in Bonn und der Region gefeiert: Hier sind die Bilder!

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