Unwetterfolgen in Bonn Aufräumarbeiten dauern bis Ende der Woche

BONN · Als wäre nichts gewesen, strahlte am Montag die Sonne. Die golfballgroßen Hagelkörner vom frühen Sonntagabend waren da längst geschmolzen, die tiefen Pfützen getrocknet. An Bäumen und Sträuchern, Häusern und Autos hingegen hat das Unwetter "Siegfried" unübersehbare Spuren hinterlassen.

Allein bei dem Versicherer Provinzial Rheinland wurden bisher rund 3000 Schäden in Bonn, dem östlichen Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen gemeldet. Straßen und Bürgersteige waren am Morgen von Laub und Ästen übersäht. Die Aufräumarbeiten werden bis Ende der Woche andauern, schätzte die Stadtverwaltung gestern.

Auch am Spielplatz an der Thusneldastraße in Bonn-Castell waren die Spuren deutlich zu erkennen. "Als wir hier heute Vormittag ankamen, waren die Zerstörungen schon ordentlich", sagte ein Mitarbeiter der Stadt. Neben mehreren kleinen Ästen hatte es vor allem den großen Baum am Eingang zum Platz erwischt. Auf der Höhe des Stamms, auf der die Äste beginnen, war der Baum komplett durchgebrochen. "So kann der nicht stehenbleiben, den müssen wir fällen." Während er seine Motorsäge ansetzte, sammelten seine Kollegen das kleinere Holz und steckten es in den Häcksler. "Insgesamt haben wir für den Spielplatz zwei Stunden gebraucht", sagte er, bevor er mit seiner Truppe weiterfuhr.

Mehrere Dutzend beschädigte Bäume wurden der Stadt gemeldet, Schwerpunkte seien rund um das Frankenbad, an der Karlschule, an der Hohe Straße in Tannenbusch, am Erzbergerufer unterhalb der Beethovenhalle sowie am Beueler Rathaus, teilte Andrea Schulte vom Presseamt mit. Kontinuierlich gingen weitere Meldungen ein. "Die Baumkontrolleure fahren die Stellen ab und überprüfen, wo Schäden beseitigt werden müssen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten." 22 Tonnen Äste und Blätter kehrten die Saubermänner von Bonnorange seit Sonntagabend zusammen. Ab heute soll die Straßenreinigung dann wieder nach dem üblichen Turnus stattfinden.

So sollten Sie sich bei Unwettern verhalten
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[kein Linktext vorhanden]Der Container, der am Sonntag ungewollt den Bonner Hafen verlassen hatte, ist an der Rheininsel Herseler Werth gestrandet. Der 3,5 Tonnen schwere Kasten war leer und hatte auf der Kaimauer gestanden. "Weil ein solcher Container eine große Angriffsfläche bietet, war es für den starken Wind relativ leicht, ihn in den Rhein zu drücken", erklärte Alfons Am Zehnhoff-Söns, Geschäftsführer des Bonner Hafens. "Dennoch ist so etwas sehr selten."

Die Wasserschutzpolizei hat den Container vorerst durch eine Kette gesichert, für die Bergung ist der Hafenbetreiber zuständig. "Wir überlegen noch, ob wir den Behälter aufschweißen oder mit einem Lastkahn als Ganzes zurück in den Hafen transportieren", so Am Zehnhoff-Söns. Bei den Herselern blieb der Vorfall nicht unbemerkt. "Natürlich haben wir den Container gesehen", erzählte der Ticketkontrolleur auf der Mondorfer Fähre. "Er trieb ziemlich nah am Bonner Ufer entlang."

So ein Objekt könne ein ernstes Problem für den Schiffsverkehr darstellen, für die Fähre habe aber zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden. Noch in der Nacht zu gestern wurden die Schäden an einer Oberleitung der Bahnlinie 62 an der Oberen Wilhelmstraße behoben. Bis 0.30 Uhr waren Mitarbeiter der Stadtwerke damit beschäftigt, so SWB-Sprecherin Veronika John. Ein umgestürzter Baum, der an der Brühler Straße auf einen anderen Baum gefallen war, werde noch beseitigt. Wie berichtet hatte das Unwetter gegen 18 Uhr vor allem im Bonner Norden, Beuel und Kessenich gewütet.

Bad Godesberg und Wachtberg, sonst stets überschwemmungsgeplagt, blieben hingegen fast völlig verschont. Mehrere Menschen wurden am Beueler Rheinufer von einem umstürzenden Baum verletzt, unter dem sie vor dem Hagelschlag Schutz gesucht hatten. Für heute Abend sind weitere Gewitter angesagt.

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