Arrivederci - im Museum

Die kleine Eisdiele an der Burbacher Straße 173, die Anfang Oktober nach 43 Jahren schloss, ist unvergessen. Und wird jetzt unsterblich: Sie kommt ins Freilichtmuseum Kommern.

Kessenich. Die kleine Eisdiele an der Burbacher Straße 173, die Anfang Oktober nach 43 Jahren schloss, ist unvergessen. Und wird jetzt unsterblich: Sie kommt ins Freilichtmuseum Kommern.

"Wir sind stolz darauf, dass es uns gelungen ist, dieses Stück Kessenich zu erhalten", sagte Museumsleiter Josef Mangold am Donnerstag freudestrahlend. Ihren Eissalon hatten Laura und Giancarlo Dall'Asta aus diesem Anlass extra noch einmal geöffnet, die Kaffeemaschine wieder in Betrieb genommen und Baguette vorbereitet.

Das Museum übernimmt nicht nur die antiquierte Eistheke, die Tische und Stühle, sondern auch die Glascups, die Eismaschine, die Pressen für Spaghetti-Eis und die Holzschaber, die der gelernte Schreiner Giancarlo selbst hergestellt hat.

Selbst der Ventilator im hinteren Eck des Cafés, die Eingangstür und das Schaufenster mit den gelben Kunststoff-Jalousien werden in Kommern wieder aufgebaut. Die Entscheidung fiel, als man dort von der Schließung der Kult-Eisdiele in der Zeitung las, die grundsätzliche Idee sei allerdings schon fünf Jahre vorher ins Auge gefasst worden.

"Das Interessante an der Eisdiele ist ihre Alltäglichkeit, auf die 60er Jahre bezogen", so Michael Faber, Veranstaltungsmanager des Museums. Die Eissalons, wie wir sie heute kennen, mit ihrer Vielfalt an "Themenbechern", waren damals die Ausnahme. Damit sei der kleine Laden der Dall'Astas inzwischen unalltäglich geworden. "Und damit hat er Museumsreife erlangt." Tresen und Einbauten wurden im Laufe der Zeit nur unwesentlich verändert, "für uns absolut genial", so die Museumsleute.

In Kommern wird der Eissalon ganz in der Nähe jener Hofanlage stehen, die vor 52 Jahren an der Wolterstraße abgebaut wurde und zu den ersten Ausstellungsstücken des Museums zählt. Und in Kommern hat man den Wunsch nach noch mehr Kessenich, sagte Mangold: "Auch die Bäckerei Pesch wäre für uns ein lohnendes Objekt." Diesen Familienbetrieb gibt es schon seit 1893. "Aber eigentlich müssten wir den ganzen Straßenzug aus Kessenich haben", so Mangold.

Ganz nebenbei erzählten Laura und Giancarlo, dass sie in Kessenich außer Arbeit eigentlich nichts hatten. "Jeden Tag von 8 bis 22 Uhr waren wir im Eissalon, sieben Tage lang, von März bis Ende September", meinte Giancarlo. Dann ging es zurück in die Dolomiten, in die "Täler der Eismacher", oben im kargen und bitterarmen Norden Venetiens. Damit blieben die Dall'Astas wie viele andere "Gelatieris" reine "Saisonmigranten".

Gewohnt wurde in Bonn mehr schlecht als recht über dem Geschäft in Kessenich, das "nur" 17 Sorten Eis anbieten konnte. Mehr passte nicht in die Eistheke hinein. Ganz nebenbei erfuhr man, dass die Kessenicher ihren Eismacher einem Zufall verdanken. Als Giancarlo den Wehrdienst leistete und nach vier Wochen in der Kaserne endlich wieder mal nach Hause nach Valle di Cadore wollte, gab ihm ein Kamerad einen guten Tipp: Er solle doch Bluthochdruck simulieren.

Um das zu erreichen, trank Giancarlo einen Flachmann aus, doch der Doktor bemerkte die Fahne. Und aus war es mit der Karriere als Unteroffizier und dem guten Gehalt. Um über die Runden zu kommen, entschied sich Giancarlo, 1978 nach Kessenich zu gehen und kurzzeitig in der Eisdiele auszuhelfen. Seine spätere Frau Laura, die schon zwölf Jahre zuvor nach Bonn gekommen war, verkaufte zu diesem Zeitpunkt schon längst Eiskugeln - anfangs für zehn Pfennig das Stück.

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