Arbeitslose Männer engagieren sich beim Vater-Sohn-Projekt

Mittlerweile packen in Medinghoven elf Familienoberhäupter mit an - "Sie reparieren, sanieren und renovieren - Initiatoren suchen nach Sponsoren

Medinghoven. Konzentriert stehen Dimitri German und Mark Zarkh vor dem städtischen Kindergarten in Medinghoven. In einem Eimer haben sie eine Minute vorher Wandputz angerührt, jetzt muss die weiße Masse sorgfältig mit der Putzkelle auf die Mauer aufgetragen werden. "Das ist eine Arbeit, die nicht jeder machen kann", erklärt German. "Dafür braucht man schon Erfahrung."

Deswegen stehen German, der das Projekt leitet, und Zarkh, der in Medinghoven wohnt, auch allein vor dem Kindergarten. Normalerweise würden sich hier bis zu elf Väter und ihre Kinder tummeln - Teilnehmer des Medinghovener Vater-Sohn-Projektes, das das Stadtteilbüro des Diakonischen Werkes und die Gemeinnützige Evangelische Gesellschaft für Kind, Jugend und Familie (KJF) ins Leben gerufen haben.

"Wir wollten bei den Nöten der Betroffenen ansetzen", erklärt KJF-Geschäftsführerin Stefanie Lenger. Gewaltprävention sei das Stichwort. In Medinghoven lebten Menschen aus vielen Ländern, viele seien arbeitslos. Oft handele es sich bei den Männern um hoch qualifizierte Kräfte, die aber in Deutschland keine Arbeit finden - oft wegen Problemen mit der Sprache. "Deswegen haben sie wenig Selbstbewusstsein."

Da setzt das Projekt an: Das Stadtteilbüro nimmt die Aufträge an, die Teilnehmer packen im Stadtteil mit an. "Sie reparieren, erneuern, sanieren und renovieren", erklärt Lenger. Das gebe den Vätern Selbstvertrauen und "die Kinder sehen den Vater in einer Situation, in der er etwas Gutes tut, etwas leistet".

Anfang September 2007 wurde der Startschuss zum Vater-Sohn-Projekt gegeben. Seitdem hat die kleine Truppe im Stadtteil schon sehr viel getan. Kurz nach dem Start hat sich zum Beispiel das städtische Kinderspielhaus gemeldet. Auf dessen Gelände stand ein Gartenhäuschen, das nicht mehr nutzbar war.

Das rief die Väter auf den Plan. Die krempelten die Ärmel hoch und sanierten das kleine Gebäude von Grund auf. Und vor allem beim Streichen blieben sie nicht allein: Auch die Kinder schwangen die Pinsel und hatten sichtlichen Spaß an der Renovierung, erzählt Lenger. Ende Februar dann erstrahlte das Häuschen in neuem Glanz.

Auch für die anderen Medinghovener sind die Männer eine große Hilfe. Wer Hilfe braucht, meldet sich und die Truppe kommt - kostenlos. "Einer Mutter mit vier Kindern haben wir die Wohnung renoviert. Das haben wir in einem Tag geschafft", sagt German. Es gebe viele Anfragen, unter anderem von älteren Menschen und alleinerziehenden Müttern, die sich zum Beispiel Handwerker nicht leisten könnten.

Nicht nur handwerklich ist die multinationale Gruppe - die Teilnehmer kommen unter anderem aus Somalia, Kurdistan und Dänemark - aktiv. Sie treffen sich auch regelmäßig, um sich auszutauschen, Kontakte untereinander zu knüpfen und Wünsche zu äußern. Ein Besuch im Haus der Geschichte zum Beispiel steht ganz oben auf der Liste. Und auch die Rufe nach einem Sprachkurs werden lauter, sagt German.

Finanziert wird das Ganze vom Land: Ein halbes Jahr lang, bis Ende Februar, flossen Fördergelder in Richtung Medinghoven. "Wir bemühen uns um weitere Förderung und um Sponsoren", sagt Lenger. Bis es soweit ist, treten die Kooperationspartner in Vorkasse. Denn außerhalb renovierter Flächen und geselliger Nachmittage können sich die Initiatoren weitere Erfolge auf die Fahnen schreiben: "Dimitri hat während einer Runde erzählt, dass er während seines Studiums Taxi gefahren ist", erzählt Lenger.

Das hat zwei Väter auf den Geschmack gebracht. Sie haben den Taxischein gemacht - und mittlerweile eine Arbeit in dem Bereich gefunden. "Trotzdem aber nehmen sie noch am Projekt teil", so German.

Das kommt bei den Teilnehmern generell gut an: "Es gefällt mir richtig gut", sagt Zarkh, der ursprünglich aus Russland stammt und ein Projektteilnehmer der ersten Stunde ist. "Arbeiten und helfen ist sehr wichtig." Er selber habe keine Arbeit, könne sich so nützlich machen und habe zusätzlich viel Spaß. An Arbeit mangelt es auf jeden Fall nicht. Denn die Warteliste wird immer länger. Egal ob Fußballverein, Kindergarten oder Martin-Bucer-Haus: Alle brauchen die Unterstützung der Väter und Söhne.

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