Sabri El-D. wollte Leibwächter von Abu Walid werden Anklage gegen Bonner Salafist

Düsseldorf/Bonn · Aus seinem Plan, Leibwächter des "Amirs", des Anführers der in Syrien kämpfenden Dschihadistenmiliz Junud al-Sham zu werden, ist nichts geworden. Stattdessen muss sich der 29-jährige Deutschtunesier Sabri El-D. aus Bonn bald vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten.

Der Generalbundesanwalt (GBA) stuft Junud al-Sham als terroristische Vereinigung im Ausland ein; schon die Absicht einer Mitgliedschaft ist strafbar. Seit seiner Festnahme im Juni sitzt Sabri El-D. in Untersuchungshaft.

Er ist den Sicherheitsbehörden schon lange bekannt. Unter anderem war er an den salafistischen Ausschreitungen in Lannesdorf am 5. Mai 2012 beteiligt. Mehrfach soll er dem GBA zufolge von 2014 an versucht haben, nach Syrien auszureisen, um sich Junud al-Sham anzuschließen. Vor einem weiteren Ausreiseversuch bot er im Mai dieses Jahres einem für die Rekrutierung und Schleusung neuer Kämpfer zuständigen Repräsentanten von Junud al-Sham an, in Syrien als Personenschützer des "Amirs" tätig zu werden.

Der Kontaktmann sagte zu, das Angebot an den Anführer Murad Margoshvili, Kampfname Muslim Abu Walid al Shishani,weiterzugeben. "Bevor der Angeschuldigte seinen Plan umsetzen konnte, wurde Sabri El-D. festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft", so die Generalbundesanwaltschaft in einer Pressemitteilung. Nach GA-Informationen war El-D. im Elternhaus des Salafistenpredigers Pierre Vogel in Bergheim festgenommen worden.

Der 29-Jährige war in der Bonner Salafistenszene allein schon wegen seiner auffälligen Statur bekannt. Er soll mehr als zwei Meter groß sein. In Internetvideos war der Hüne auch bei seiner Teilnahme an den Ausschreitungen in Lannesdorf nicht zu übersehen.

Obwohl Sabri El-D. noch gar nicht nach Syrien gereist war, reichte den Strafverfolgungsbehörden offenbar allein die Absicht aus. Für die Festnahme genügten ihnen die Pläne, die der 29-jährige nach Überzeugung der Ermittler verfolgte: Laut Bundesanwaltschaft wurde er verhaftet, weil er einem Repräsentanten von Junud Al-Sham "verbindlich zugesagt" haben soll, sich dieser Organisation anzuschließen.

Über die gescheiterten Ausreiseversuche des Angeklagten hatte der GA bereits berichtet. Nachdem die Bonner Stadtverwaltung 2013 vom Verfassungsschutz Hinweise erhalten hatte, dass er der dschihadistischen Szene zuzurechnen sei, entzog sie ihm den Reisepass. Dagegen klagte der damals 28-Jährige vor dem Kölner Verwaltungsgericht erfolglos und setzte sich ins Ausland ab. Irgendwann tauchte er wieder im Rheinland auf.

Die Polizei hatte zuletzt Anfang Oktober im Auftrag der Bundesanwaltschaft drei Männer festgenommen, die mutmaßlich als Dschihadisten bei Junud al-Sham aktiv waren. Darunter ist auch Mohamed A., ein 23-jähriger Deutschmarokkaner, der bei seinem Arbeitgeber in Dransdorf, wo er eine Lehre begonnen hatte, festgenommen worden war. Ein zweiter Mann, der 25 Jahre alte Mustafa P. aus Siegburg, soll an seinem Arbeitsplatz in Köln verhaftet worden sein. Beide Männer sollen - "getragen von einer radikal-islamistischen Einstellung" (GBA) - nach Syrien gereist sein, um sich dort am Dschihad zu beteiligen.

Beide Männer durchliefen bei Junud al-Sham Ende 2013 eine Kampfausbildung und leisteten Wachdienste ab. Einige Zeit später kehrten sie nach Deutschland zurück. Nach GA-Informationen handelt es sich bei dem 23-Jährigen um einen Rückkehrer, den auch die Bonner Stadtverwaltung auf dem Schirm hatte. Er und zwei andere mutmaßliche Syrienrückkehrer waren nach Monaten wieder in einer städtischen Jugendeinrichtung aufgetaucht, verhielten sich dort aber unauffällig.

Die von der GBA als Terrormiliz eingestufte Gruppe Junud Al-Sham wird angeführt von dem tschetschenischen Dschihadisten Murad Margoshvili alias Muslim Abu Walid al Shishani, zu deutsch: der Tschetschene. Abu Walid genießt auf radikalen Internetseiten seit Jahren regelrechten Kultstatus. Er befehligt Experten zufolge mit den "Soldaten der Levante" - so die deutsche Übersetzung von Junud al-Sham - schätzungsweise 1500 Kämpfer. Sie streben die Errichtung eines islamischen Gottesstaates an. Junud Al-Sham ist laut GBA eine islamistische Organisation, die medial erstmals 2013 in Erscheinung getreten sei. "Ihr Ziel ist es, den syrischen Machthaber Assad zu stürzen und einen auf der Scharia basierenden Gottesstaat zu errichten." Bei ihrem Kampf kooperiere sie zum Teil mit anderen Gruppen wie der Al-Kaida nahestehenden Al-Nusra-Front.

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