Kommentar Andere Städte holen auf

Gerne werden beim Thema Medizintourismus, ein Begriff, der im Übrigen genau so unangemessen ist wie der Begriff "Sozialtourismus", die segensreichen Seiten betont, die wirtschaftliche Bedeutung für die Bonner Kliniken, die Hotelerie oder den Einzelhandel. Außer Acht gelassen wird jedoch oft, dass dieses Geschäftsfeld durchaus auch seine Schattenseiten hat.

Dass so manche Klinik nach erfolgter Behandlung auf nicht unerheblichen Forderungen festsitzt. Oder dass nicht wenige Patienten zuerst von dubiosen Patientenvermittlern über den Tisch gezogen werden, und dann noch eine überteuerte Rechnung präsentiert bekommen. Mit den ersten Klagen wegen solcher Fälle befassen sich schon deutsche Gerichte.

Doch unterm Strich scheinen die Bonner Kliniken von dieser Form des "Tourismus" zu profitieren, und noch profitiert die Stadt von ihrem Bonus als ehemalige Hauptstadt und Kontakten in die ganze Welt. Allerdings scheint sich die Stadt, so die Beobachtung der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, auf diesen Lorbeeren auszuruhen, während andere Städte entlang der Rheinschiene gewaltig aufholen.

Bonn Medical Partners, ehemals auf Initiative des Amtes für Wirtschaftsförderung gestartet, um insbesondere ausländische Patienten anzuwerben, tritt, so der einhellige Tenor aus den Kliniken, kaum in Erscheinung. Wenn die Stadt sich weiter als Gesundheitsstandort profilieren will, muss sie aufpassen, dass sie nicht den Anschluss verliert.

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