Ako legt Präventions-Konzept vor

ne bundesweite Premiere: Als erste vom aktuellen Missbrauchsskandal erfasste deutsche Schule legte das Aloisiuskolleg (Ako) am Freitag einen Leitfaden zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vor

Bad Godesberg. Eine bundesweite Premiere: Als erste vom aktuellen Missbrauchsskandal erfasste deutsche Schule legte das Aloisiuskolleg (Ako) am Freitag einen Leitfaden zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vor (abzurufen ab sofort unter www.aloisiuskolleg-bonn.de).

"Wir gehen mit diesem Präventionskonzept eine große Verpflichtung ein", erklärte Rektor Pater Ulrich Rabe für die Kollegsgemeinschaft. Das Ako solle ein Ort sein, an dem eine Kultur der Grenzachtung, der Wertschätzung, der Achtsamkeit und des Respekts gepflegt werde. "In einem Klima der Offenheit und Transparenz sollen Kinder und Jugendliche angstfrei leben und lernen können. Wir glauben, mit diesem Konzept einen wichtigen Schritt getan zu haben", ergänzte Internatsleiter Christopher Haep.

Mehr InfosOpfer können sich noch bis 15. Dezember melden

Die unabhängige Kommission zur Aufklärung der Missbrauchsvorfälle am Bad Godesberger Aloisiuskolleg wird ihren Abschlussbericht zwar erst im Februar vorlegen. "Wir schließen die Datenerhebung aber schon Mitte Dezember endgültig ab, weil wir dann einige Wochen für die Auswertung brauchen", teilt die Leiterin Julia Zinsmeister mit. Vorfälle massiver Grenzverletzungen zum Nachteil von Ako-Schülern, beginnend ab den 50er Jahren bis in die Gegenwart, können noch bis Mittwoch, 15. Dezember, unter der Telefonnumer (02 21) 97 31 28 80 oder im Internet auf www.untersuchung- aloisiuskolleg.de mitgeteilt werden. Die Kommission leitet Hinweise nur mit Zustimmung der Betroffenen an Kolleg, Jesuitenorden und andere Stellen weiter.

An der Entstehung hätten neben den Kollegsgremien sowohl das Aufklärungsteam aus Lehrern und Erziehern als auch Schüler, Eltern und von Missbrauch Betroffene mitgearbeitet. Fachstellen, der Jesuitenorden und die Leitungen aller deutschsprachigen Jesuitenkollegs hätten das Ganze begutachtet, so Haep. Beim Leitfaden könne es sich "nur um einen von vielen Schritten handeln, um sexualisierte Gewalt am Ako jetzt und in Zukunft zu verhindern."

Das Schriftstück könne in der Schulpraxis weitere Verbesserungen erfahren. "Es ist von größter Wichtigkeit, dass die Maßnahmen nun im Kollegsalltag umgesetzt werden", sagte Haep. Man habe bewusst die Stella Rheni als Vorstellungsort des Papiers gewählt. Wie berichtet hatte in diesem Internatsteil ein über Jahrzehnte schwer belasteter Pater gewirkt. "Wir stellen uns hiermit der Vergangenheit und gehen genau von hier aus in eine neue Phase", betonte Rektor Rabe.

Zu den wichtigsten Punkten im Leitfaden zählen die Erklärung von Kinderrechten und die Konkretisierung verbindlicher Regeln zu Nähe und Distanz, die sich in Selbstverpflichtungen, Arbeitsverträgen und Dienstanweisungen niederschlagen werde. Ein neues Interventionskonzept schreibt Regeln zum Vorgehen bei Verdachtsfällen und Vorfällen von sexualisierter Gewalt fest.

Man plane Fortbildungen für die Mitarbeiter durch externe Fachstellen sowie Informationsveranstaltungen für Eltern und Schüler. Ein sexualpädagogisches Projekt laufe an. Ab sofort seien interne Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche benannt. Geplant sei die Einrichtung einer externen Ombudsstelle.

Zudem verpflichte sich das Ako, sich im Sinne der Qualitätssicherung alle zwei Jahre durch eine unabhängige Fachstelle begutachten zu lassen.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Beachtlicher Leitfaden"

Das Ako habe mit diesem der aktuellen Forschung entsprechenden Leitfaden "seine Hausaufgaben gemacht", urteilt mit dem Psychologen Martin Blessing ein Ako-Absolvent, der über Missbrauch promovierte. "Sehr gut finde ich die Einforderung des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses bei Neueinstellungen im pädagogischen Dienst." Zudem könne kein am Kolleg Beschäftigter mehr behaupten, er habe von der Reichweite seiner Handlungen nichts gewusst.

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