Kommentar Adieu Bouvier!

Da kann einem wirklich das Herz bluten. Es ist immer traurig, wenn ein Stück Stadtgeschichte wegbricht, wenn es zu Grabe getragen wird, ohne dass wenig mehr bleibt als eine ferne Erinnerung wie ein verblasstes Polaroid.

Den brutalsten Einschnitt dieser Art hatte Bonn in den vergangenen Jahren im Bundesviertel, wo nur noch sehr wenige Spuren der bundeshauptstädtische Vergangenheit zu finden sind.

Bei Bouvier liegt die Sache freilich anders. Dass so viele Bonner Anteil an dem Ende der Buchhandlung gegenüber der Uni nehmen, hat viel mit der Fotoalbum-Liebe zu dem Geschäft zu tun: Hier kauften noch Oma und Opa die ersten Bilderbücher, der Vater kaufte den ersten Sartre, die Mutter Simone de Beauvoir. Natürlich hätte Thalia an diesem Standort bleiben und sich das Metropol sparen können. Nun, es ist die unternehmerische Freiheit, zu entscheiden, wo man seine Filiale eröffnet. Mag sein, dass die große Filiale am Marktplatz modernen Kundenansprüchen gerechter wird.

Fakt ist indes, dass das Sterben von Buchläden in Bonn vor gut 20 Jahren fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit einsetzte. Es gab in Bonn einst mindestens ein Dutzend Geschäfte, die Werke von Adorno bis Zweig anboten. Ehemalige Mitarbeiter in der "Universitätsbuchhandlung" berichten selbst davon, dass ihnen immer mehr Kundenstämme wegbrachen: Die Studenten kaufen längst im Internet - und auch dort offensichtlich nur noch das Nötigste.

Viele berichten auch, dass die Ministerialen, Diplomaten und Lobbyisten in der früheren Bundeshauptstadt einfach mehr Geld für Bücher ausgaben. Die Wissenschaftsabteilung war zuletzt ein verlassener Ort. Letztlich ist es doch so: Die Kundenströme entscheiden. Und die sprachen wohl nicht mehr für die gute, alte Universitätsbuchhandlung. Adieu Bouvier!

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