Wahlkreis Bonn Acht Kandidaten wollen nach Berlin

BONN · Am 22. September stellen sich bundesweit die Kandidaten für den deutschen Bundestag in 299 Wahlkreisen zur Abstimmung. Im Wahlkreis Bonn mit der Nummer 96, der die gesamte Bundesstadt umfasst, sind es acht Kandidaten. Umzugsdebatte, Verkehr und bezahlbarer Wohnraum sind die Dauerbrenner.

Vier von den Kandidaten sitzen bereits im Parlament: Ulrich Kelber (SPD), Außenminister Guido Westerwelle (FDP), Katja Dörner (Grüne) und Paul Schäfer (Linke). Für die CDU tritt Claudia Lücking-Michel an, bisher politisch eher unbeleckt.

Kelber müsste wohl das Direktmandat holen, um wieder in den Bundestag einzuziehen. Auf der Landesliste NRW der SPD hat er Platz 56 von 63. Lücking-Michel ist bei der CDU auf einen aussichtsreichen Platz 28 gesetzt, Dörner bei den Grünen auf Platz 5 der NRW-Landesliste.

Klaus Benndorf (Piraten) und Andrea Konorza (Alternative für Deutschland, AfD) sind ebenso wie Schäfer nicht auf der Landesliste nominiert. Bei Carlo Metterhausen von der 2004 von Redakteuren des Satire-Magazins Titanic gegründeten Partei "Die Partei" dürfte es wohl eher um die Ehre gehen.

Rund 227.000 Bonner der insgesamt gut 310.000 Einwohner dürfen zur Wahlurne gehen. Dabei sind die Frauen in der Überzahl. Nach der jüngsten Statistik der Stadt Bonn sind 51,9 Prozent aller Bonner weiblich. Das Durchschnittsalter der der Bonner liegt bei 41,1 Jahren. Fast jeder zweite Schulabgänger absolviert das Abitur. Das liegt deutlich über dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt mit etwa 27 Prozent.

Dauerbrenner im politischen Tagesgeschäft ist das Berlin/Bonn-Gesetz und damit nach wie vor der Strukturwandel. Die stetige Aushöhlung des Gesetzes in Form von Verlagerung von immer mehr Dienstposten an die Spree stellt die Bonner Bundestagsabgeordneten vor eine große Herausforderung.

Die wichtigste Frage, die derzeit alle bewegt: Wie können sie in Berlin Einfluss darauf nehmen, dass der Rutschbahneffekt aufgehalten beziehungsweise für die Bundesstadt auf der Basis des Berlin/Bonn-Gesetzes ein tragfähiges Zukunftskonzept gefunden wird? Weitere Themen: Der Ausbau Bonns als UN-Stadt und die Verkehrspolitik.

Dazu zählen unter anderem der Anschluss an die rechtsrheinische ICE-Strecke durch die S13 und der Ausbau der Autobahnen, wobei für die Bonner Politiker der Traum des Rhein-Sieg-Kreises von der Südtangente längst ausgeträumt ist. Immer stärker in den Fokus gerät die Wohnungspolitik, weil bezahlbarer Wohnraum in Bonn rar ist.

Bei der vergangenen Bundestagwahl am 27. September 2009 holte SPD-Bundestagabgeordneter Ulrich Kelber zum dritten Mal in Folge das Direktmandat. Er lag mit 33,2 Prozent knapp vor seinem CDU-Mitbewerber Stephan Eisel (31,1 Prozent). Der CDU-Mann war Kelber bereits vorher schon zweimal unterlegen und strich nach der letzten Niederlage endgültig die Segel.

Dabei galt Bonn bis 2002 stets als uneinnehmbare CDU-Hochburg. Von 1949 bis 1969 holte Bundeskanzler Konrad Adenauer den Wahlkreis Bonn gleich fünf Mal hintereinander mit jeweils an die 60 beziehungsweise 70 Prozent der Stimmen. Ergebnisse, die keiner seiner Nachfolger aus der CDU jemals wiederholen konnte. Kein Wunder, dass die Bonner immer noch vom Adenauer-Wahlkreis sprechen. Obgleich das lange her ist.

Einem Dammbruch gleich kam die Wahl 2002, als Kelber erstmals für die SPD in Bonn das Direktmandat holte. Traditionell stark ist die SPD vor allem im Bonner Norden, wo statistisch gesehen besonders viele Familien mit geringem Einkommen oder von Sozialgeld leben.

Die CDU punktete bisher insbesondere in den Stadtteilen, wo viele Beamte wohnen, also im Hardtberg und in Bad Godesberg. Eine Hochburg der FDP ist Röttgen/Ückesdorf, wo es dem Liberalen Joachim Stamp bereits zwei Mal gelungen ist, das Direktmandat für den Stadtrat zu gewinnen.

Die beiden Stadtbezirke Hardtberg und Bad Godesberg bilden mit einem Teil des Bezirks Beuel bei der Landtagswahl den Wahlkreis 30, bis 2012 ebenfalls stets fest in CDU-Hand. SPD-Kandidatin Renate Hendricks gelang in dem Jahr jedoch das bis dahin schier Unmögliche: Sie machte gegen CDU-Landtagskandidaten Benedikt Hauser das Rennen. Das stellte die Welt der Bonner CDU endgültig auf den Kopf.

Haben sie eine Frage an die Kandidaten? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an bonn@ga.de oder fragen Sie per Post an den General-Anzeiger, Lokalredaktion Bonn, 53100 Bonn, Stichwort "Wahl in Bonn".

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