Abschiedsschmerz im Viktoriabad

Am letzten Öffnungstag des Viktoriabades war Wehmut angesagt. Etwas Hoffnung bleibt: Eine Bürgerinitiative sammelt Unterschriften für das Weiterbestehen des City-Bades.

Abschiedsschmerz im Viktoriabad
Foto: Volker Lannert

Bonn. Routiniert dreht Bademeister Humberto Gamir am Stellrad für das Hauptventil. Seit 15 Jahren arbeitet der 46-Jährige im Viktoriabad, am Samstag jedoch zum letzten Mal: Die Schwimmhalle an der Franziskanerstraße schließt für immer.

Bäderamtsleiter Hans-Jürgen Hartmann verabschiedet die letzten Badegäste persönlich, er schüttelt Hände und bringt sein Bedauern zum Ausdruck: "Schön, dass Sie da waren. Leider müssen wir das Bad schließen, es ist kein Geld für die Instandhaltung da." Viele Besucher sind überrascht, die meisten enttäuscht. Da helfen auch die Schokoherzen wenig, die am Ausgang verteilt werden.

Hinter Hartmann haben sich Mitglieder des Vereins "Unser Viktoriabad" postiert. Sie sammeln Unterschriften gegen die Schließung. "Es gibt ein großes Interesse in der Bevölkerung am Fortbestand des Bades", sagt Vorsitzende Antje Daniels-Wiesmann. Sie habe Verständnis, wenn es Finanzschwierigkeiten gebe, aber: "Man muss ja nicht komplett sanieren. Wir brauchen kein Erlebnisbad, das Nötigste reicht uns." 260 Unterschriften hat die Bürgerinitiative bereits gesammelt.

Widerspruch kommt von Hartmann: "Das ist ein Wunschtraum. Selbst die notdürftigsten Reparaturen würden rund eine Million Euro kosten", sagt er und verweist auf den baufälligen Zustand der Betriebsanlagen. "Man sieht das oben nicht, aber hier unten bröckelt alles. Für die Mitarbeiter ist das ein Sicherheitsrisiko." Eine komplette Sanierung würde 15 bis 20 Millionen Euro kosten, erklärt Hartmann. Der Betrieb der Bonner Bäder sei einfach zu teuer: "Wir können nicht alle erhalten. Der Stadtrat hat entschieden, das Viktoriabad zu schließen, weil das Frankenbad mehr Wasserfläche hat."

Für Daniels-Wiesmann ist das ein schwacher Trost. "Das Viktoriabad hat am meisten Besucher und ist mehr als nur eine Schwimmhalle", sagt sie und verweist auf die soziale Bedeutung der Einrichtung: "Hier treffen sich Bonner zum Kaffeeklatsch, und nur hier kann behindertengerecht gebadet werden." Sie hofft auf private Geldgeber, um die Schließung in letzter Sekunde zu verhindern.

Der Besucherandrang ist groß am Samstag, viele Bonner möchten die Gelegenheit nicht versäumen, ein letztes Mal das Bad zu genießen. Die Sonne scheint hell durch die Mosaikfenster, nichts deutet auf Endzeitstimmung hin. Das Gelände soll zukünftig kommerziell genutzt werden: "Wahrscheinlich wird es eine Ausschreibung geben", so Hartmann, "ich tippe auf eine Erweiterung der Fußgängerzone, die Lage ist attraktiv für den Einzelhandel."

Wer bisher hier badete, soll aufs Frankenbad ausweichen, das als Ausgleich für die Schließung des Viktoriabades saniert werden soll. Die Entscheidung steht aber noch aus. "Dafür gibt es leider keine Garantie", räumt Hartmann ein.

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