Die 100 Schüler haben ohnehin größeres mit ihrer Errungenschaft vor, die sie am Sonntag extra in Mannheim abgeholt haben: Das Ost-Gefährt wird ihre Hinterlassenschaft in der Schule sein, das Andenken an ihren Jahrgang: "Wir wollen den Wagen auf einem Betonsockel vor der Schule aufstellen", sagt Ingo Rätz, der sich um vieles Organisatorische kümmert. "Nur die Genehmigung der Stadt fehlt noch."

Alle angehenden Abiturienten feiern sich und ihre letzten Tage in der Schule derzeit mit der Mottowoche. Jeden Tag verkleiden sie sich zu einem anderen Thema. An der Gesamtschule in Beuel hieß es am Montag "Erster Schultag", am Dienstag "Filmgeschichte" und am Mittwoch liefen alle Schüler in blau herum.

Weil die Schulleitung ihnen untersagt hat, im Oberstufentrakt zu feiern, haben sie kurzerhand ein Zelt neben der Schule aufgebaut und getreu dem Stufenmotto "Abi looking for freedom - mit dem Trabi in die Freiheit", einen 30 Meter langen Zaun aufgestellt, der der Berliner Mauer nachempfunden ist. In Freistunden und nach dem Unterricht spielt sich das Leben der Schüler derzeit in diesem Biotop ab.

Nicht viel Zeit zum Feiern hatte bisher hingegen Jakob Lange-Brandenburg. Der 18-Jährige macht Abitur am Aloisius-Kolleg in Bad Godesberg und kümmert sich fast im Alleingang um die Organisation der großen Abi-Feier am Freitag auf der Rigal'schen Wiese. 25 Schulen haben sich angemeldet, mit mehr als 1500 Schülern rechnen Lange-Brandenburg und die Polizei. Die Veranstaltung ist seit Anfang des Jahrtausends Tradition.

Bei Lange-Brandenburg laufen die Fäden zusammen: Er steht in Kontakt mit Behörden und muss sie ständig auf dem Laufenden halten. Zudem kümmert er sich unter anderem um die Bühne, auf der ein DJ für Stimmung sorgen wird, den Ausschank, sanitäre Anlagen, Sicherheitsdienst, Gema-Gebühren und die Einzäunung des angrenzenden Spielplatzes.

Letzteres ist eine von vielen Auflagen, die er berücksichtigen muss. "Da ist schon extrem viel auf mich eingeprasselt in den letzten Wochen", sagt Lange-Brandenburg. "Seit Anfang des Jahres bin ich mit der Planung beschäftigt, das war in der Zeit der Abi-Klausuren schon stressig."

Unterstützt wird er von seiner Mitschülerin Antonia Toastmann. Morgen hofft er auf viele Freunde, die ihm zugesagt haben, bei Auf- und Abbau zu helfen, damit zwischen 12 und 18 Uhr auch gefeiert werden kann. "Ich kann schlecht 30 Meter Bauzaun alleine aufstellen", sagt Lange-Brandenburg. "Wenn mir da niemand beisteht, platzt die ganze Sache." Fast noch wichtiger ist ihm aber Folgendes: "Die Feier ist eine Open-Air-Veranstaltung, es sollte also nicht regnen, das wäre fatal."

Der ebenfalls schon Tradition gewordene Auto-Corso aller Abiturienten von ihren Schulen zur Rigal'schen Wiese ist in seiner bisherigen Form in diesem Jahr allerdings untersagt worden. Die Behörden haben ein zu großes Sicherheitsrisiko ausgemacht, da es in der Vergangenheit zu Unfällen und Strafanzeigen gekommen war. Daher koordiniert nun die Polizei an jeder Schule die individuellen Abfahrtszeiten und kontrolliert die Teilnehmer vor und während der Fahrt: "Wir überprüfen, ob sich alle regelgerecht verhalten und keinen Alkohol konsumieren", sagt Polizeisprecher Frank Piontek, der mit 300 teilnehmenden Autos rechnet.

Für Jakob Lange-Brandenburg steht währenddessen eines fest: "Es war eine tolle Erfahrung. Aber man macht nur einmal Abi. Nochmal würde ich mir den Stress nicht antun."

Jede Stufe hat ihr eigenes Motto, das in den meisten Fällen mit dem Wort "Abi" spielt und von der Schulleitung genehmigt werden muss. Über Facebook haben wir die Schüler dazu aufgerufen, die kreativsten Mottos zu nennen.