Historische Bahnen aus Karton 18-Jähriger entwirft und gestaltet kunstvolle Bastelbögen

Bonn/Roisdorf · Vor allem die Fahrzeuge der Stadtwerke Bonn haben es ihm angetan. Robin Much liebt Straßen- und Stadtbahnen und vieles, was sonst noch auf der Schiene läuft. Das zeigt der 18-jährige angehende Drucker auch im Historischen Verein der Stadtwerke Bonn. Robin Much entwirft und gestaltet Bastelbögen für Straßen- und Stadtbahnen im Maßstab 1:126.

 Aufgereiht stehen Straßen- und Stadtbahnen im Maßstab 1:126 in der Werkstatt von Robin Much. Der 18 Jahre alte Roisdorfer entwirft und gestaltet die Bastelbögen selbst, aus denen Züge und Waggons dann zusammengeklebt werden.

Aufgereiht stehen Straßen- und Stadtbahnen im Maßstab 1:126 in der Werkstatt von Robin Much. Der 18 Jahre alte Roisdorfer entwirft und gestaltet die Bastelbögen selbst, aus denen Züge und Waggons dann zusammengeklebt werden.

Foto: Sascha Stienen

Much baute hauptsächlich Bonner Fahrzeuge, inzwischen alle Bahnen, die seit 1911 je auf Bonner Schienen gefahren sind. Dazu kommen noch Modelle aus Berlin, München, Nürnberg, Frankfurt, Köln, Bremen, Düsseldorf, Erfurt, Cottbus, Potsdam, Brandenburg, Gera, Rostock, Bad Godesberg und Norrköpping.

"Mein aktuelles Großprojekt ist der Nachbau aller Straßenbahntypen aller westdeutschen Betriebe ab 1950, die heute noch aktiv sind", berichtet der junge Roisdorfer. In seiner kleinen Heimwerkstatt zeigt er die schönsten Modelle: Eine Arbeitsbahn der Stadtwerke für die Rolltreppensanierung, die Bauzüge in den Tunnel zieht. "Ein luxuriöser Triebwagen der Strecke nach Honnef, ein Doppeltriebwagen mit dem einzigen Buffetabteil für den Ausflugsverkehr. Das war sehr luxuriös für die Straßenbahn." Außerdem baute er die erste Bahn, die nach der Elektrifizierung von Bonn nach Siegburg fuhr.

Zur Sammlung gehört auch ein Trans Europa Express (TEE) mit Aussichtswagen, der im Rheintal lief. "Der Speisewagen hatte einen Stromabnehmer für die Aufrechterhaltung der Kühlkette auch auf dem Abstellgleis." Gleich daneben der Mauszug, der zum 20. Geburtstag der "Maus" auf Deutschland-Fahrt ging und durch das Video mit Stefan Raab bekannt wurde. "Im Rechner habe ich noch mehr."

Robin Muchs Arbeit fängt an mit der Recherche nach Herstellerzeichnungen. Zum Beispiel bei Bombardier, traditionell Flugzeugbauer, der aber auch Waggons, Triebwagen, E- und Dieselloks für den europäischen Markt herstellt. "Die stellen ihre Zeichnungen ins Internet - wie diese Straßenbahn aus Köln, die Ende der neunziger Jahre von den KVB beschafft wurde." Am PC fügt Much dann die Klebelaschen hinzu.

"Bei diesem Modell habe ich neue Türen und ein Öffnungssystem nachgerüstet." Wagen 13, den ältesten Straßenbahnwagen von 1906, hat er aus mehreren Teilen zusammengebaut. Der war empfindlich beim Ausschneiden, weil er viele Ecken und Kanten hat, die moderne geradlinige Stadtbahnwagen nicht haben.

Für die Bastelbögen nimmt Robin Much 200-Gramm-Karton. Normales Papier hat 80 Gramm. Für die Biegung der Frontpartien der Stadtbahnen hat er sich ein eigenes Werkzeug gemacht: die Schutzkappe eines Nasensprays, das genau dieselbe Rundung hat wie der Kopf der Straßenbahn in diesem Maßstab. Außerdem braucht er ein Lineal und die Rückseite eines Cutter-Messers für saubere Knickkanten. Dazu nimmt er Bastelkleber, der nicht so schnell aus der Flasche läuft.

Zurzeit arbeitet Robin Much an den über 80 Waggons, die seit 1950 als Arbeitswagen bei westdeutschen Straßenbahnen eingesetzt wurden. "1950 ist ein magisches Datum", erzählt er. "Bis dahin hatte jedes Dorf seine eigenen Wagen - ob Siegburg, Honnef oder Godesberg." Um 1970 kamen die auch heute noch laufenden Stadtbahnwagen nach Bonn.

"Früher gab es drei verschiedene Straßenbahntriebwagen, heute nur noch einen", sagt der Tüftler. "Im Vergleich zu Köln war Bonn mit den Fahrzeugen recht sparsam." Und seit 1994 gebe es die Niederflurwagen. Regelmäßig zeigt der Bahnfan seine Wagen beim Historischen Verein der Stadtwerke Bonn, unter anderem auch während des Deutschlandfests 2011. Das war einer der Höhepunkte für den Bastler.

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