Uniklinik Bonn 170 Prozent mehr Gehalt für Klinikchef

BONN · Die Einkünfte der Ärztlichen Direktoren der sechs Unikliniken in Nordrhein-Westfalen haben nach Informationen der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" seit 2006 drastisch zugelegt. Die Einkünfte dieser Mediziner seien demnach zwischen 2006 und 2012 im Schnitt um mehr als 50 Prozent angestiegen.

Das bestätigen auch aktuelle Zahlen des Landesrechnungshofes. Im Uniklinikum Bonn hat es zwischen 2010 und 2012 einen Gehaltszuwachs für die Position des Klinikchefs von 170 Prozent gegeben.

204 000 Euro hat der ehemalige Leiter Michael Lentze im Jahr 2010 verdient - sein Nachfolger Wolfgang Holzgreve, der 2012 diesen Posten übernahm, verdiente im ersten Jahr 550 000 Euro. Holzgreve selbst war auf GA-Anfrage am Dienstag nicht zu erreichen. Spitzenverdiener unter den Ärztlichen Direktoren in NRW ist Eckhard Nagel in Essen mit 568 000 Euro.

Das Gehalt von Edgar Schömig, Klinikchef der Uniklinik Köln, stieg zwischen 2010 und 2012 von 371 000 Euro auf 505 000 Euro. "Grundlegend für den Verdienst eines Vorstandsmitglieds ist der Erfolg des Klinikums. Die Uniklinik Köln ist erfolgreich - was der Gewinn von 7,4 Millionen Euro eindrucksvoll belegt. Außerdem werden erfolgreiche Vorstände gerne abgeworben. Um dies zu verhindern, brauchen sie ein attraktives Gehalt", sagte Christoph Wanko, Sprecher der Uniklinik.

Thomas Ittel in Aachen durfte sich in den vergangenen Jahren über eine Gehaltssteigerung von 22 Prozent auf 450 000 Euro freuen. "Die Unikliniken stehen heute im Wettbewerbsdruck mit der freien Wirtschaft. Wir müssen die Führungskräfte vergleichbar wie bei Großkonzernen einkaufen", sagte Mathias Brandstädter, Sprecher des Uniklinikums Aachen, auf GA-Anfrage. Gleichzeitig wies er auf den positiven Jahresertrag in Aachen hin. Einzig in Düsseldorf sanken die Bezüge vom ehemaligen Uniklinikdirektor Wolfgang Raab von 369 000 auf 336 000 Euro. Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen falscher Abrechnungen.

Kritik an den "sehr deutlichen Gehaltssprüngen" äußerte Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler NRW. Von einer "Schieflage" zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung der Kliniken und der Entwicklung der Direktorengehälter sprach Wolfgang Cremer, Gesundheitsexperte der Gewerkschaft Verdi.

"Der Job eines Ärztlichen Direktors ist mit enormen Risiken verbunden. Das ist ein Schleudersitz und kann auch das Karriereende bedeuten", erklärte dagegen ein Sprecher des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands.

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