Fotos Was bedeutet Ihnen Europa?
Emma Landmesser: "Ich studiere „European Studies“ in Maastricht und habe die EU so zum Mittelpunkt meiner akademischen Ausbildung gemacht. Neben der Uni begegnet mir Europa aber auch ganz praktisch. Im Sommer habe ich mit einer Freundin eine Interrailreise gemacht. Vier Wochen, vier verschiedene europäische Länder und alles mit nur einem Ausweis und einer Währung in der Tasche. Zu behaupten, dass wir uns in jedem Land wie Zuhause gefühlt haben, wäre wohl übertrieben; es gibt doch viele kulturelle Unterschiede. Aber das ist ja gerade spannend. Wir trafen Interrailer aus ganz Europa – und das Gefühl der Gemeinsamkeit in den Hostels war umwerfend. Was für viele selbstverständlich zu sein scheint, ist für mich etwas ganz Besonderes: Ein Europa ohne Grenzen."
"Frieden, Freiheit und Wohlstand" sagt der Vater zweier kleiner Kinder, Sebastian Glatz (37). Damit verbinde er Europa im Sinne der Europäischen Union. Europa als Kontinent sei in der Vergangenheit ja eher das Gegenteil gewesen mit den Konflikten und Kriegen. Aber auch die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel verbindet er mit Europa und die sich ändernde Bevölkerungsstruktur. Das Begriffstrio der USA als "Schmelztiegel der Kulturen", sieht er auch als passend für Europa, denn generell, nicht nur aktuell, werde die Homogenität des christlich-jüdischen Abendlandes, durch die Migration zu einem Schmelztiegel.
Peter Kuhne, Unternehmer aus Bonn: "Für mich bedeutet Europa die konsequente Umsetzung eines gemeinsamen Zusammenlebens ohne Handelsschranken und Grenzen. Nur so können wir als Europäer in der Welt bestehen, in Frieden leben und unsere Lebensverhältnisse langsam angleichen. Der 2. Weltkrieg sollte uns spätestens gezeigt haben, dass ein nationales Denken seine Grenze hat und es nur ein gemeinsames, europäisches Wachstum geben kann. Ein Wachstum in Sicherheit, Gesundheit, sozialem Engagement und Arbeit. Dieses Wachstum muss allerdings überlegt sein und genug Zeit zur Entwicklung haben. Diese Zeit war in der Vergangenheit nicht immer gegeben. Die Bankenkrise und das Straucheln einzelner Länder haben gezeigt, dass einiges nicht klug geregelt war und einer Optimierung bedarf. Weniger wäre manchmal mehr gewesen. Europa muss zuerst mit den jetzigen Partnerländern zusammenwachsen, bevor neue hinzukommen. Ein Weg zurück in eine nationale Abgrenzung ist undenkbar, Europa ist in den letzten Jahren weiter zusammengewachsen, wir reden mehr miteinander und sehen den Nachbarn nicht mehr als Fremden oder Feind. Jeder europäische Deutsche kann stolz auf sich und sein Land sein, auf das Erreichte und den Stand Deutschlands in der EU."
"Europa bedeutet für mich Gemeinschaft, auch zur Durchsetzung von für die Europäische Union wichtigen Angelegenheiten. Nur in der Gemeinschaft ist man stark und kann sich gegen die weltweit für uns angsterregenden Zustände durchsetzen, so weit das möglich ist. Wir müssen Großem etwas Großes entgegensetzen, sonst haben wir keine Chance. Ich habe die Nachkriegszeit und die Entwicklung bis heute miterlebt. Es würde mir Angst machen, wenn Europa wieder auseinanderbricht. Das ist auch nicht einzusehen, weil ja die Ansichten der anderen, sofern sie mitmachen, durchaus wahrgenommen und gemeinsam gleiche Ziele verfolgt werden." Ruth Kühn (81), Siegburg
„Als Saarländer ist die Neugier auf Menschen und Kulturen ein fester Teil meiner Kindheit und Jugend gewesen. Die europäische Integration bereichert mein Leben, indem sie eine Vielzahl von Wegen anbietet, dieser Neugier im Alltag Ausdruck zu verleihen. Von einem Jahr aufs andere konnten wir plötzlich ohne Grenzkontrolle zu meiner französischen Großtante in Ferien fahren und brauchten später kein Geld mehr zu wechseln. Fürs Auslandssemester in Schweden gab es ein europaweites Programm mit einfachen Prozeduren und klaren Zuständigkeiten an den jeweiligen Unis. Nach Abschluss des Studiums konnten meine Schwester und ich das Heimatland unserer Großmutter, Lettland, kennen lernen. Heute kommen die Forscher in meiner Arbeitsgruppe aus Spanien und Bulgarien, und wir arbeiten unkompliziert mit Kollegen in Schottland und Schweden zusammen. Das Geld, mit dem ich mein Team in den nächsten Jahren finanzieren werde, kommt aus Brüssel.“
Die europäische Grundidee, viele unterschiedliche Länder gemeinsam unter einer Flagge, finde ich persönlich sehr schön. Auch die kulturellen Unterschiede zwischen den Nationen, das ist das, was Europa für mich auszeichnet. Den aktuellen Rechtsruck wird Europa aushalten, dafür gibt es zu viele, die sich gegen diese Entwicklung stellen, vor allem junge Menschen. Allerdings sollte die Politik Europa wieder mehr in den Vordergrund stellen, und mehr an das Gemeinsame statt den eigenen nationalen Vorteil denken.“Lukas Bartsch (23), Köln
"Europa bedeutet für mich eine Einheit aus vielen unterschiedlichen Nationen. Europa ist für mich aber auch, dass man die ganzen Länder bereisen kann, und so auch die verschiedenen Menschen und Mentalitäten kennenlernt. Ich persönlich finde diesen Austausch sehr bereichernd. Allerdings ist es schlimm, dass das gemeinsame Europa im Moment auseinander treibt. Diese Entwicklung ist gefährlich, vor allem wenn man darauf achtet, was gerade in den Vereinigten Staaten passiert. Ich hoffe, dass Europa diese Phase übersteht, weiterhin so offen bleibt, und die einzelnen Länder weiter so verbunden sind wie bisher.“Monika Uber (66), Köln