Fotos "Doktor-Affären" in der deutschen Politik
Titel aberkannt: Der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis verlor am 13. Juli 2011 seinen Doktortitel. Die Universität Bonn warf dem Politiker wissenschaftliches Fehlverhalten vor, weil "mehr als die Hälfte des Textes der Dissertation aus fremder Feder stammt". Das genüge nicht den Anforderungen an eine Doktorarbeit, "die ja eine selbstständig erbrachte wissenschaftliche Leistung sein müsse", sagte Dekan Günther Schulz.
Titel aberkannt: Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin, ehemalige Spitzenkandidatin für die Europawahl, musste ihren Doktortitel abgeben. Die Uni Heidelberg stellte am 15. Juni 2011 fest, dass Teile der Doktorarbeit abgeschrieben wurden. Auf rund 80 Textseiten der Dissertation fanden sich mehr als 120 Stellen, die nach Bewertung des Promotionsausschusses als Plagiate zu klassifizieren sind. Koch-Mehrin klagt gegen die Uni.
Titel aberkannt: Dem CDU-Politiker Matthias Pröfrock, Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg, wurde von der Universität Tübingen der Doktortitel aberkannt. "Die Untersuchung der Dissertation hat ergeben, dass sie in nicht unerheblichem Maße fremde Texte wörtlich übernimmt, ohne dass dies kenntlich gemacht wurde", teilte die Hochschule am 6. Juli 2011 mit. Pröfrock habe "in jedem Fall grob fahrlässig" gehandelt. Die anonymen Plagiatjäger der Plattform VroniPlag hatten zuvor zahlreiche Mängel in der Dissertation entdeckt.
Titel aberkannt: Edmund Stoibers Tochter Veronika Saß (r.) hat traurige Popularität erlangt: Nach ihr wurde die populärste Plagiat-Plattform VroniPlag benannt. Die Universität Konstanz bezeichnete "erhebliche Teile" ihrer Abschlussarbeit als Plagiat und entzog Saß am 11. Mai 2011 den Titel. Die Stoiber-Tochter hat beim Verwaltungsgericht Freiburg Klage gegen die Aberkennung des Titels eingereicht.
Entscheidung vertagt: Die Honorarprofessorin und FDP-Beraterin Margarita Mathiopoulos muss nach neuen Plagiatsvorwürfen (die ersten Zweifel stammen von 1989) die Aberkennung ihrer Dissertation durch die Universität Bonn befürchten. Im Juli 2011 beschloss der Promotionsausschuss, die Dissertation erneut zu überprüfen. Im Dezember 2011 verdichtete sich die Erkenntnis, dass die Aberkennung des Doktorgrades zu erwarten sei. Die Entscheidung darüber wurde aber auf Antrag ihres Anwalts auf den 18. April vertagt.
Titel aberkannt: Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist der prominenteste Plagiator des vergangenen Jahres. Am 16. Februar 2011 wurden erste Vorwürfe öffentlich, er habe mehrere Passagen seiner Dissertation nahezu wörtlich, ohne sie zu zitieren, aus anderen Publikationen genommen. Am 23. Februar entzog ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel. Am 1. März erklärte zu Guttenberg den Rücktritt von allen politischen Ämtern.
Verfahren eingestellt: Die Dissertation von Bernd Althusmann (CDU), Niedersachsens Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), stand Monate lang unter Plagiat-Verdacht. Ende 2011 entschied eine Untersuchungs-Kommission der Universität Potsdam, Althusmann dürfe den Titel behalten. Zwar stellte man bei der einst mit der schlechtesten Note "rite" (genügend) bewerteten Arbeit eine Vielzahl formaler Mängel fest, doch ein Plagiat konnte nicht nachgewiesen werden.
Untersuchung läuft: Bijan Djir-Sarai, in Teheran geborener FDP-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Neuss, geriet 2011 ins Fadenkreuz von VroniPlag. 67 Prozent der Seiten sollen Plagiat-Stellen beinhalten. Seine Dissertation liegt der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln derzeit zur Überprüfung vor.