Tierschutz Siebengebirge Streuner brauchen den Menschen

Königswinter · Tierschutz Siebengebirge appelliert: Menschen sollen aktiv Hilfe leisten oder zumindest rufen, wenn verwilderte Katzen offensichtlich krank oder trächtig sind.

„Gesunde Tiere sind durchaus in der Lage, sich selbst zu versorgen. Aber bei offensichtlich kranken oder alten Katzen muss der Mensch helfend eingreifen, um Elend und Not zu lindern oder zu vermeiden. Diese Tiere kann man nicht einfach sich selbst überlassen“, sagt Gisela Gebel. Die Tierschützerin leitet die Katzenabteilung des Tierschutz Siebengebirge.

Täglich erleben sie und die ehrenamtlichen Helfer des Vereins, dass zu oft weggeschaut wird. Katzenschützerin Andrea Czapek erzählt von einem Fall, der sich im Siebengebirge kürzlich zutrug. „Eine graugetigerte Katze war vor der Tür eines Hauses zusammengebrochen. Die Hauseigentümerin wollte sich zunächst nicht kümmern, weil ihr das Tier nicht gehörte und sie schon seit längerem und offensichtlich krank durch die Gegend lief. Schließlich schaute sich die Frau dann doch das Tier genauer an und rief den Tierschutz. Wir konnten am Ende die Katze nur noch von ihrem schweren Leid erlösen. Die Hilfe war zu spät gekommen.“

Erst vor ein paar Tagen erhielt Gebel einen Anruf von einem Reiterhof, weil dort schon seit längerem eine Katze reglos in der Sonne liegt. „Die Katze war alt, blind, völlig dehydriert und musste am Ende erlöst werden.“ Gebel vermutet, dass die etwa 15- Jährige ausgesetzt worden war: „Für ein so altes, blindes und zahnloses Tier ist das das Todesurteil.“

Katzen sind Haustiere und domestiziert, das heißt, sie passten sich in den vergangenen Jahrhunderten an das Leben bei den den Menschen an. Sie lernten, als Mäusefänger beim Menschen willkommen zu sein, der diese wiederum fütterte, damit sie blieben.

Heute werden Katzen krank, wenn sie nicht geimpft, regelmäßig entwurmt und entfloht werden. Noch schlimmer sind die Folgen für die Tiere, wenn sie nicht kastriert werden und sich ungehemmt vermehren können. Gebel: „Unkastrierte herrenlose Katzen vermehren sich ungehemmt weiter. Eine Katze wirft im Jahr durchschnittlich zweimal vier bis sechs Junge. Das sind zwölf kleine Kätzchen im Jahr.

Diese können mit sieben bis acht Monaten auch schon wieder trächtig werden. Die Spirale dreht sich immer weiter, wenn wir Menschen nicht einschreiten.“ Außerdem nehmen Krankheiten zu: „Durch Inzucht behinderte Katzen sowie Krankheiten wie Fip, Fiv und Leukose sowie Katzen-Aids nehmen mit ungebremster Vermehrung immer weiter zu. Hier müssen wir Menschen aktiv werden. Jeder Katzenhalter ist in der Pflicht, sein Tier kastrieren zu lassen, um dieser Vermehrung Einhalt zu gebieten“, sagt Gebel.

Längst ist das nicht in das Bewusstsein aller gedrungen. Vor allem im ländlichen Raum halte sich hartnäckig der Glaube, Katzen fingen nur dann fleißig Mäuse, wenn sie nicht kastriert sind, oder sie sollten vor der Kastration wenigstens einmal geworfen haben. Auch die Ausgaben für Kastration, Entwurmung und Impfungen scheuen viele.

Für Gisela Gebel ist das nicht akzeptabel: „Verantwortungsvolle Katzenbesitzer lassen ihre Tiere kastrieren, chippen und bei Tasso registrieren. Das ist ein absolutes Muss, um das Elend da draußen einzudämmen.“

Von möglichen Kosten sollten sich Tierfreunde aber nie abhalten lassen zu helfen. Gebel: „Diese Sorge ist unbegründet. Bei verwilderten Hauskatzen übernimmt der Tierschutz die Kosten. Handelt es sich um ein zahmes Tier und hat es einen verantwortungsvollen Besitzer, dann ist das Tier gechippt und der Name seines Halters bei Tasso registriert. Der Tierschutz kann über den Chip den Halter ausfindig machen, und die Tierarztkosten werden von ihm getragen.“

Für die Katzenhelfer ebenfalls problematisch ist oft ihr Alltag im Einsatz für die Streuner. Um zu verhindern, dass sie sich vermehren, müssen die Katzen eingefangen werden können. Das braucht aber meist einen Vorlauf und das Vertrauen der Tiere. Dazu werden die Katzen an festen Stellen angefüttert, auch mit dem Ziel, sie dort nach der Kastration wieder frei zu lassen.

Für ihren unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz ernten die Katzenfreunde oft Spott. Gebel: „Häufig treffen wir auch auf Unverständnis und dürfen auf den entsprechenden Geländen keine Fallen aufstellen. Oder die Fallen werden nachts heimlich geschlossen oder gestohlen.“

Aber es gibt auch positive Beispiele, die zeigen, dass es sich lohnt hinzuschauen. So von Eleni, die plötzlich torkelnd und sehr krank in einem Garten auftauchte. Die beherzten Anwohner zögerten nicht lange, fingen die geschwächte Katze ein und riefen den Tierschutz. Das Tier konnte gesundgepflegt und sogar an einen Privathaushalt vermittelt werden.

Von einem anderen Beispiel erzählt Andrea Czapek: „Kater Enzo kam verwahrlost und in besorgniserregendem Allgemeinzustand in unsere Pflegestelle. Der Halter war schon sehr alt und konnte sich kaum kümmern. Enzo war schwerst krank. Er kam auf einen Gnadenbrotplatz. Wenn auch nur kurz, durfte Enzo bei seinem Pflegefrauchen Gaby Schabl das nur noch kurze verbleibende Leben mit viel Zuwendung genießen. Und dafür hat sich all der Einsatz gelohnt.“

Um den Tieren helfen zu können, braucht es Menschen, die hinschauen und Hilfe rufen, auch wenn es um ungewollten Katzennachwuchs geht. Gebel: „Bitte schauen Sie nicht weg! Informieren Sie rechtzeitig das örtliche Tierheim, den örtlichen Tierschutzverein oder Katzenschutzverein.“ Auch die Tierrettung der Feuerwehr Bonn kann im Notfall über die 112 angerufen werden.

Info: Der Tierschutz Siebengebirge ist täglich unter 0700/01230845 und der Katzenschutz Bonn/Rhein-Sieg unter 02227/01230845

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