Tierischer Jahresrückblick Der schwierige Kater und ein Nervenbündel

BONN · Zwei Happy-End-Geschichten über unsere Vierbeiner der Woche: Findus und Brenda fanden ein Zuhause bei geduldigen Tierfreunden.

 Wer hätte das gedacht? Nur wenige Stunden brauchte es, bis dieses friedliche Bild von Kater Findus und Laika entstand.

Wer hätte das gedacht? Nur wenige Stunden brauchte es, bis dieses friedliche Bild von Kater Findus und Laika entstand.

Foto: Privat

Wenn Haustiere ihr Heim verlieren oder noch nie eines hatten, ist die Suche nach einem solchen meist mühsam. Wenn die Tiere gar eine unglückliche Lebensgeschichte oder Einschränkungen mitbringen, wird es für Tierschützer mitunter gar frustrierend.

Der GA hilft das ganze Jahr mit der Veröffentlichung dieser Gesuche unter den „Vierbeinern der Woche“. Viele Tiere fanden so ein Zuhause, manche suchen immer noch, bei anderen brauchte es mehrere Anläufe. Zwei Geschichten rührten hierbei ganz besonders. Sie zeigen, dass sich die Beharrlichkeit der Tierfreunde am Ende lohnen kann.

So wie bei Kater Findus aus dem Siebengebirge, der viele Menschen Nerven gekostet hat. Rotfellige Kater haben ohnehin den Ruf, es in sich zu haben – und Findus ganz besonders. Der kräftige Kater hatte zwar eine Familie, tyrannisierte aber seine Artgenossen derart, dass er gefürchtet war. Eines Tages jagte er einem Artgenossen hinterher, beiden Katzen gerieten unter ein Auto. Das andere Tier starb, Findus überlebte. Jedoch hatte er seinen Schwanz verloren und war dadurch unsauber geworden. Seiner Grundstimmung war das nicht gerade zuträglich: Findus wurde aggressiv und biss schließlich ein Kind derart, dass es ins Krankenhaus musste. Findus' Besitzer waren verzweifelt und überlegten, ihn einschläfern zu lassen.

Der Tierschutz Siebengebirge wollte Findus jedoch nicht aufgeben und übernahm ihn. Gisela Gebel, Leiterin der Katzenabteilung des Vereins, erinnert sich: „In den ersten Wochen habe ich Findus niemals den Rücken zugekehrt. Ich war mir sicher, er würde von hinten angreifen und zubeißen.“ Mit der Zeit stellte sich eine Art Burgfrieden ein, sagt Antje Firmenich vom Verein: „Aber als überzeugter Freigänger tat sich Findus mit der Zimmerhaltung schwer. Die Monate gingen ins Land, ohne dass sich ein geeignetes Zuhause für ihn fand. Wir standen vor einem schier unlösbaren Problem: Da Findus seit seinem Unfall inkontinent ist, suchten wir nach einem Gehöft, wo er draußen leben konnte, aber versorgt wurde. Allerdings sollten keine anderen Katzen dort sein und nicht zu viele fremde Menschen, denn weitere Bissverletzungen wollten wir nicht riskieren.“ Veröffentlichungen unter den „Vierbeinern der Woche“ blieben erfolglos. Schließlich fand der Verein selbst eine Lösung.

Der zweite Vorsitzende Hans Günter Bambach wohnt so, wie Findus ein Zuhause brauchte. Jedoch lebt dort auch die alte Husky-Hündin Laika. Gemeinsam mit seiner Frau Iris wagte Bambach dennoch den Versuch, Findus aufzunehmen. Sie bauten Findus ein schönes Gehege, damit er sich eingewöhnen konnte, ohne gleich wegzulaufen. Allein der Umzug tat ihm gut. Findus entspannte sich sichtbar. Firmenich: „Nach sechs Wochen kam der Tag, an dem sich die Gehegetür öffnete und Findus seine Freiheit zurückbekam. Es lag nun an ihm, ob er den Hof als Heimat akzeptierte.“ Und das tat er. Zunächst kletterte Findus auf einen Baum und verschaffte sich einen Überblick. Drei Stunden später postete die Familie die ersten Fotos, die Laika und Findus einträchtig nebeneinander in der Sonne liegend zeigt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Hans Günter Bambach: „Wir behandeln Findus mit Respekt und bedrängen ihn nicht. Er ist kein Schmusekater, aber wir sind trotzdem sehr glücklich, dass er hier ist und sich wohlfühlt.“

Ein Sorgentier war auch Brenda. Die Mischlingshündin stammt aus einem Wurf, den die Tierhilfe Angel da Relva von den Azoren geholt und vermittelt hatte. Brenda lebte anderthalb Jahre in der Nähe von Frankfurt. Dort lief es jedoch alles andere als gut: Brenda kam nicht vor die Tür und lernte nichts und niemanden kennen.

Als die Vorsitzende Marion Schaefer davon erfuhr, holte sie Brenda zurück und brachte sie in ihre Pflegestelle nach Bornheim. Brenda wirkte verwahrlost und zeigte sich als absolutes Nervenbündel. Hier waren hundeerfahrene und vor allem geduldige Menschen gefragt. Schließlich entdeckte Helmut Fey aus Hemmerich samstags Brenda im General-Anzeiger und war „Feuer und Flamme“, erzählt seine Frau Martina Coers. Vor drei Jahren hatten sie ihren Hund verloren. Inzwischen waren sie wieder bereit, einen Hund aufzunehmen.

Schon am nächsten Tag besuchten sie Brenda in der Pflegestelle. Das Paar war begeistert und Brenda schien auch recht zugänglich. Auch die Pflegestelle und Schaefer, die das Ehepaar zur Vorkontrolle besuchte, waren sehr zuversichtlich.

Brenda zog schließlich ein und erhielt für ihren Neuanfang einen neuen Namen: Emma. Doch es lief alles andere als gut, erzählt Coers. Weniger wegen ihrer drei Katzen: Die Tiere hatten sich schnell untereinander gut arrangiert. Emma zeigte extreme Ängste, vor allem vor ihrem Mann. „Emma ließ sich nicht von ihm anfassen oder gar anleinen.“ In ihrer Not wandten sie sich an eine Hundetrainerin. „Doch deren Rat war für uns sehr enttäuschend. Wir sollten Emma besser wieder zurückgeben.“ Das Paar wollte jedoch nicht aufgeben. „Mit ganz viel Geduld und Zuspruch und intensiver Betreuung durch den Verein entspannte sich Emma“, sagt Coers.

Inzwischen lebt die Hündin einige Monate bei ihnen und sei völlig angstfrei. „Die Mühen haben sich gelohnt. Es ist schön zu sehen, wie sie über die Felder tobt und dabei pure Lebensfreude zeigt.“ Coers' Fazit: „Für einen solchen Hund braucht man Geduld, Geduld und Geduld.“

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