Seelendrama aus Liebe, Eifersucht und Rache

Nabucco in der Bonner Beethovenhalle

Bonn. Nabucco, Giuseppe Verdis erster großer Erfolg, die alttestamentarische Geschichte von der Unterdrückung der Juden durch die Babylonier und ihrer Befreiung, wurde von den Zeitgenossen als Signal zum Aufbruch in die italienische Einigung und politische Selbständigkeit empfunden, der Chor der gefangenen Hebräer als heimliche Nationalhymne betrachtet, welche beim Besuch des Kaiserpaares in der Scala an Stelle der österreichischen Hymne gespielt wurde - eine brisante politische Provokation.

Davon war in der Beethovenhalle beim Gastspiel der "Stagione d'' Opera Italiana", keine Rede. Hier wurde ein Fest für die Sinne, ein Spektakel, Seelendrama aus Liebe, Eifersucht, Machtgier, Rache und Stärke im Glauben in Szene gesetzt.

Zwei überdimensionale Gesetzestafeln bildeten den Rahmen der Bühne, im Hintergrund waren Bilder zu sehen, die zum Szenenwechsel wie Buchseiten umgeklappt wurden. Wenige Requisiten genügten, um viel Illusion zu erzeugen.

Alfio Grasso in der Rolle der Titelfigur wusste mit einem funkelnden Heldenbariton die unterschiedlichen Seiten des Charakters auszudrücken. Tiziana Corti als Abigail, die als geborene Sklavin nach der Krone greift, verwandelte die Aussagekraft ihrer großen Stimme von stählerner Kälte in Bitten um Verzeihung.

Christofero Buonarotti als Ismael, ein strahlender Tenor und Katja Halmosi als Fenena, die trotz aller Dynamik eine Schlichtheit des Ausdrucks bewahrte, verkörperten diejenigen, welche in dem gottlosen Intrigenspiel ihrer Reinheit treu blieben. Alessandro Teglia als Zaccaria verfügt über einen starken Bass, dessen Schwärze nur durch sein Kostüm übertroffen wurde. Leo Satini leitete das Konzert mit Umsicht und Impulsen für den dramatischen Duktus.

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