Gefährliche Deko Gefährliche Deko: Lichterketten mit Stromschlaggefahr

Köln · Alle Jahre wieder macht der TÜV Rheinland seinen Lichterketten-Test und stellt fest: In puncto Sicherheit ist es beim elektrischen Weihnachtsschmuck oft zappenduster. Aber es gibt Hoffnung.

 Gefährliche Weihnachtsdekoration: Bei einigen Lichterketten lässt sich beispielsweise das Kabel aus der Fassung lösen - so dass man mit 230 Volt Spannung in Kontakt kommt. Foto: Oliver Berg

Gefährliche Weihnachtsdekoration: Bei einigen Lichterketten lässt sich beispielsweise das Kabel aus der Fassung lösen - so dass man mit 230 Volt Spannung in Kontakt kommt. Foto: Oliver Berg

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Es ist wieder soweit: Überall auf den Tannenspitzen sieht man goldene Lichtlein blitzen - manche allerdings sind lebensgefährlich. Zu Beginn der Vorweihnachtszeit hat der TÜV Rheinland elektrische Lichterketten getestet und ist zu beunruhigenden Ergebnissen gekommen. Von den 52 geprüften Lichterketten erfüllten 38 nicht die Mindestanforderungen der europäischen Norm.

"Bei jeder fünften Lichterkette besteht sogar akute Stromschlag- oder Verbrennungsgefahr", warnte TÜV-Sprecher Ralf Diekmann am Montag (26. November) in Köln. Hier ließen sich beispielsweise Kabel einfach aus der Fassung lösen, so dass der Nutzer mit 230 Volt Spannung in Kontakt kommen könne. "Das ist lebensgefährlich!"

Der TÜV testet die Lichterketten nunmehr seit zehn Jahren. Obwohl noch immer erhebliche Mängel vorlägen, sei schon eine Tendenz zum Besseren zu erkennen, sagte Diekmann. "Es zeigt sich Licht am Horizont. In den Vorjahren hatten wir Mängelquoten von knapp 100 Prozent, dann lagen wir bei knapp über 80 Prozent, und jetzt sind wir angekommen bei 70 Prozent." Absolut inakzeptabel sei natürlich, dass 20 Prozent der Ketten immer noch gravierende Mängel hätten. "Wo wir sagen: Da ist Stromschlaggefahr."

Die heißeste Lichterkette im diesjährigen Test sei knapp 240 Grad heiß gewesen. Diekmann: "Eine Fritteuse hat ungefähr 170 bis 200 Grad. Niemand würde auf die Idee kommen, seine Hand in die Fritteuse zu stecken."

Die 52 Lichterketten wurden Mitte November in Baumärkten, 1-Euro-Läden oder im Internet für maximal 16 Euro gekauft. Die billigste Kette kostete gerade einmal 79 Cent. "Wenn man mal überlegt, dass ja Materialkosten da sind, es muss auch erst mal hierhin kommen, der Hersteller möchte dran verdienen, der Importeur, das Kaufhaus - wie das für 79 Cent gehen soll, das erschließt sich uns nicht", sagte Diekmann. Man solle doch besser einmal etwas mehr investieren, dafür könne die Kette dann durchaus auch fünf oder zehn Jahre den Baum schmücken.

Verbrauchern rät der TÜV: Es sollten nur Lichterketten mit Sicherheitssiegel gekauft werden. "Wir raten grundsätzlich davon ab, anonym im Internet zu kaufen", sagt der TÜV-Experte Rainer Weiskirchen. Stattdessen sollten Käufer genau wissen, wer der Hersteller oder der Händler ist. Diese Angaben brauchen sie zum Beispiel auch dann, wenn sie die Kette reklamieren müssen.

In jedem Fall brauche die Lichterkette die Kennzeichnung "CE", dann entspricht sie den geltenden Anforderungen innerhalb der EU. Zusätzlich sollte sie das Siegel "GS" tragen, "Geprüfte Sicherheit". Es sagt aus, dass ein unabhängiges Institut sie untersucht hat. "Außerdem sollten Sicherheits- und Warnhinweise auch in Deutsch vorhanden sein", sagt Weiskirchen.

Der TÜV empfiehlt Lichterketten mit Leuchtdioden-Technologie: Mittels eines Transformators werde hier die gefährliche Stromspannung von 230 Volt auf etwa 12 bis 24 Volt reduziert.

Ketten für Innenräume sollten zudem nie im Freien benutzt werden, und defekte Ketten gehörten sofort weggeworfen. Der Einsatz im Freien stelle generell besondere Anforderungen an die Sicherheit der Ketten, da sie dort gegen Nässe isoliert werden müssten. Bei Außenlichterketten ist das Siegel "IP44" wichtig: Es zeigt an, dass das Produkt für den Außeneinsatz geeignet ist. Außerdem sollten Verbraucher sich den Stecker genau ansehen: "Es muss ein Rundstecker sein, der die komplette Steckdose abdeckt", sagt Weiskirchen.

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