Sanierung eines Gründerzeithauses in Bonn Die alte Stuckdecke präsentiert sich in neuer Pracht

BONN · Mit der Sanierung seines Gründerzeithauses im Musikerviertel treibt ein Bonner Makler viel Aufwand. Versierte Handwerker stellen den Charakter der Immobilie wieder her. Dabei erleben sie mitunter erfreuliche Überraschungen.

 Makler Franz Lanzendörfer lässt den denkmalgeschützten Gründerzeitbau an der Beethovenstraße aufwendig sanieren.

Makler Franz Lanzendörfer lässt den denkmalgeschützten Gründerzeitbau an der Beethovenstraße aufwendig sanieren.

Foto: Axel Vogel

Für viele Bonner zählt das Musikerviertel in der Weststadt zu einer der schönsten und begehrtesten Lagen in der Bundesstadt. Das Ambiente eines Gründerzeithauses mit hohen Räumen, Stuckdecken und edlen Kassettentüren ist für viele Mieter sehr attraktiv.

Allerdings war das längst nicht immer so. Vielmehr ließ sich mancher von Zeitgeist und Wirtschaftlichkeitsaspekten bewegte Hausbesitzer zu Baumaßnahmen hinreißen, die heutzutage Liebhaber alter Gründerzeitsubstanz als Frevel empfinden. So wurden Stuckdecken abgehängt und Rollladenkästen komplett verdeckt, weil es möglicherweise praktischer war oder dem Hausherrn besser gefiel.

So geschehen in einem denkmalgeschützten Mehrfamilienhaus an der Beethovenstraße, Baujahr 1897, das der Bad Godesberger Immobilienmakler Franz Lanzendörfer vor vier Jahren gekauft und inzwischen fast vollständig saniert hat.

Doch Lanzendörfer wollte den Gründerzeitcharme wieder herstellen. Dafür musste er viel Aufwand treiben und manche unerwartete, filigrane Zusatzarbeit in sein Sanierungskonzept integrieren. Zu Lanzendörfers wichtigsten Partnern avancierten dabei versierte Handwerksfirmen wie die des Wachtberger Malermeisters Peter Luhmer, der sich darauf versteht, alte Besonderheiten des Wohnambientes wiederherzustellen.

Makler Lanzendörfer ist ein erklärter Freund des Gründerzeit-Baustils. Darum will er Mieter seiner Immobilie an der Beethovenstraße, „einen entsprechend stilvollen Wohnraum zur Verfügung zu stellen“. Ein solches, streng mit dem Denkmalschutz der Stadt abgestimmtes Verfahren ist für den Bauherren weit aufwendiger, als eine normale Sanierung, erklärt der neue Bauherr.

Sie bringt ihm aber durchaus auch Vorteile. Gemäß des Denkmalschutzgesetzes NRW können in Verbindung mit dem Einkommenssteuerrecht nämlich nur solche Arbeiten „steuerlich berücksichtigt werden, die erforderlich sind, um ein Denkmal zu erhalten“, so Lanzendörfer. Auch müssten diese zuvor im Detail mit der Denkmalbehörde abgestimmt sein.

Genau das hat Franz Lanzendörfer bei der Sanierung von bisher drei der vier Wohnungen getan. Fast alle Wohnungen sind mittlerweile fertig und vermietet. Für jede Wohnung wurden etwa drei bis vier Monate Sanierungszeit benötigt. Mit der Fertigstellung der dritten, rund 56 Quadratmeter großen Wohnung im Erdgeschoss ist Malermeister Luhmer allerdings noch beschäftigt. Denn gerade bei diesen Räumen zeigte sich wie unter einem Brennglas, welche Überraschungen auf einen Bauherrn warten können. Im Falle von Lanzendörfers Wohnung waren das dieses Mal durchaus erfreuliche.

Denn als Malermeister Luhmer sich an das Streichen der bis dahin schmucklosen und vergleichsweise niedrigen Decke im Wohnzimmer machen wollte, stieß er auf ein Kuriosum: „Die Decke war irgendwann abgehängt worden“, erklärte er. Anders formuliert: „An lediglich zwei Stahltrassen hing eine etwa 430 Kilogramm schwere Zwischendecke aus Holz- und Rigips“, so Luhmer. Ein für die Bewohner nicht ganz ungefährliches Befestigungsverfahren, fand der Handwerker. Als er die Zwischendecke entfernt hatte, kam in rund 4,10 Metern Höhe „eine völlig verschmutzte, aber erstaunlich gut erhaltene Stuckdecke zum Vorschein“, erinnert sich Lanzendörfer.

Warum damals die Zwischendecke eingezogen worden war, kann Malermeister Luhmer nur vermuten: „Das kam in den 60er und 70er Jahren in Mode, und außerdem wollte man oft auch nach dem Öl-Schock Heizkosten sparen.“

Einerlei für Bauherr Lanzendörfer, der hoch beglückt den Stuck von Luhmer reinigen und aufarbeiten ließ. Ein extrem aufwendiger Vorgang: Allein fünf Arbeitsgänge musste Luhmer fürs Spachteln einplanen, anschließend drei Mal die Decke mit Innensilikatfarbe streichen. Insgesamt rechnete er allein für das Herrichten der Decke mit zwei Tagen: „Für eine normale Decke brauche ich anderthalb Stunden.“ So rechnet Lanzendörfer allein für die Malerarbeiten mit einem fünfstelligen Eurobetrag.

Doch damit nicht genug: Handwerkskunst war überdies bei der Neugestaltung der Rollladenkästen gefordert, die nach dem Entfernen der Zwischendecke ebenfalls wieder ans Licht gekommen waren. „Ich habe die Kästen nicht nur erneuern müssen, sondern auch dämmen lassen“, erklärte Franz Lanzendörfer.

Die Bonner Schreinerei von Christian Jakobs kontrollierte zuvor die Holzrollläden und fertigte die fehlenden Rollladenkästen an. Zudem leistete die Bad Godesberger Schreinerei Gottbehüt ebenfalls höchst innovative Dienste: Die Fachleute machten aus den vorhandenen Türen der Wohnung, die sich völlig schmucklos präsentiert hatten, wieder stilvolle Kassettentüren. Solche aufgearbeiteten Stiltüren, die im Gegensatz zu einfachen Brettertüren Flächen aufweisen, die mit Holzprofilen oder Glas bestückt werden, waren typisch für Gründerzeitimmobilien, sagt Lanzendörfer.

Läuft alles nach Plan, geht der Makler davon aus, dass auch die vorletzte Wohnung des Hauses nach der monatelangen Sanierung Ende September bezugsfertig wird. Das Wohnen unter einer perfekt aufgearbeiteten Stuckdecke und zwischen Kassettentüren hat dann freilich auch seinen Preis. Lanzendörfer: „Sanierte Wohnungen dieser Art in sehr guten Wohnlagen werden für etwa zwölf Euro den Quadratmeter als Nettokaltmiete vermietet.“

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