Von Vielen vernachlässigt Was Sie zum Tag des Schlafs wissen müssen

Köln · Ein neuer Report zeigt: Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen. Wie bedeutend der für uns ist, zeigen Auswirkungen auf die Gesundheit und sogar auf die deutsche Wirtschaft.

Dieser Mittwoch ist ein Tag mit zwei Besonderheiten: Zum einen ist es der längste Tag des Jahres - und zum anderen ist es seit dem Jahr 2000 der Tag des Schlafs. Mit dem haben die Deutschen nicht geringe Probleme: Nach eigener Einschätzung schlafen sie - so der Beurer Schlafatlas 2017 - durchschnittlich nur sechseinhalb Stunden pro Nacht.

Der Körper braucht seinen Schlaf

Pünktlich zum Tag des Schlafs veröffentlicht die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin - kurz DGSM - Ergebnisse ihrer aktuellen Studien zum Thema Schlafstörungen und Demenzentwicklung. Mit der Macht der Zahlen wird deutlich, warum der Mensch seinen Schlaf unbedingt braucht: "Der Schlaf ist die Voraussetzung dafür, dass wir wach sein können", sagt Dr. Alfred Wiater, Präsident der DGSM. "Im Schlaf finden lebenswichtige Stoffwechsel- und hormonelle Vorgänge statt. Außerdem wird im Schlaf das Immunsystem aktiviert, unsere Gedächtnisbildung erfolgt und es werden neuronale Netzwerke neu gebildet - oder solche, die nicht mehr notwendig sind, abgebaut."

Eine logische Schlussfolgerung ist, dass man mit zu wenig Schlaf beispielsweise schneller krank werden oder bei der Arbeit sowie in der Schule Konzentrationsprobleme bekommen kann. Die neuen Studien der DGSM treiben das Ganze aber noch weiter. Hier heißt es, "dass ein Anteil von etwa 15 Prozent der Alzheimer-Krankheit durch Schlafprobleme verursacht werden könnten". Man könne also, so formuliert es die DGSM, durchaus annehmen, dass, wer seine Schlafprobleme behandeln lässt, auch einer Demenzerkrankung vorbeugt.

Während des Schlafs gibt es Phasen, oder besser Zyklen, in denen verschiedene Prozesse stattfinden. Zuerst befindet man sich im Leicht- und danach im Tiefschlaf, anschließend geht man in den sogenannten REM-Schlaf über. Die Abkürzung steht für Rapid-Eye-Movement, zu Deutsch: schnelles Augenrollen. "Während der Nacht durchlaufen wir mehrfach diese Zyklen", erklärt Wiater. "Jede Schlafphase hat eine wichtige Bedeutung. So findet zum Beispiel im REM-Schlaf die emotionale Gedächtnisbildung statt." Beim Schlafen wird übrigens auch das Wachstumshormon ausgeschüttet. Wiater: "Das bedeutet, dass Kinder, die eine chronische Schlafstörung haben, eine Wachstumseinschränkung zeigen."

Problem in der Gesellschaft

Schlafprobleme machen sich in verschiedenen Lebensbereichen bemerkbar, so auch im Verkehr: Laut einer TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) sind 26 Prozent der Autofahrer schon mindestens einmal am Steuer eingeschlafen. Anlässlich des Tages des Schlafs warnen DVR und DGSM vor dem sogenannten Sekundenschlaf. Laut Emnid gaben elf Prozent der Autofahrer an, mehrmals pro Monat während ihrer üblichen Schlafenszeiten zu fahren.

Das Problem: Viele Menschen mit Schlafstörungen lassen sich gar nicht dagegen behandeln. Laut DAK gingen im vergangen Jahr nur 4,8 Prozent der Erwerbstätigen deswegen zum Arzt.

Letztlich leidet sogar die Wirtschaft unter der Schlaflosigkeit der Bürger. So berechnete die Denkfabrik Rand Corporation, dass der deutschen Wirtschaft 2016 rund 60 Milliarden Euro wegen geringerer Produktivität und Fehltagen, verursacht durch Schlafprobleme, verloren gingen.

Wiater sieht die Bedeutung des Schlafes in der Gesellschaft als unterbewertet - und das offenbar nicht zu unrecht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort