Ernährung Start-up will Insektenburger groß machen

Osnabrück · Burger sind hierzulande beliebtes Fastfood. In anderen Ländern lassen sich die Menschen Insekten schmecken. Ein junges Start-up aus Osnabrück will beides kombinieren: Käferlarven im Brötchen.

 Das Innere des "Buxburgers" besteht zu rund fünfzig Prozent aus Buffalo-Würmern - zu erkennen ist das nicht.

Das Innere des "Buxburgers" besteht zu rund fünfzig Prozent aus Buffalo-Würmern - zu erkennen ist das nicht.

Foto: Ingo Wagner

Ein Burger aus gemahlenem Buffalowurm - der Larve des Getreideschimmelkäfers. "Schmeckt wie Falafel", sagt Jungunternehmer Max Krämer.

Der 30-Jährige und sein 28 Jahre alter Kollege Baris Özel wollen mit ihrer Osnabrücker Firma "Bugfoundation" in den kommenden Jahren Burger auf Insektenbasis europaweit etablieren - die "Bux Burger".

Der Burger sieht ganz normal aus: Eine Brötchenhälfte oben und unten, Salat, und in der Mitte ein Klops. Aber statt aus Rindfleisch ist der Belag aus pflanzlichen Bestandteilen - und eben aus Insekten. Bei einem Thailand-Aufenthalt vor einigen Jahren habe er zum ersten Mal Insekten gegessen, erzählt Krämer. "Ich habe in meiner Bachelor-Arbeit darüber geschrieben und bin dabei auf sehr viele Vorurteile über Insekten als Nahrungsmittel gestoßen."

In Afrika, Asien, Australien - auf all diesen Kontinenten gehören Insekten zur täglichen Nahrung von zwei Milliarden Menschen, wie die Welternährungsagentur der Vereinten Nationen (FAO) feststellte. Im Westen sind gegrillte, frittierte oder gedünstete Grillen, Maden, Würmer oder Ameisen bislang eher ein Partygag.

Aber warum sollten Insekten auch in Europa eine größere Rolle in der Ernährung der Menschen spielen? "Der wichtigste Vorteil ist, dass Insekten gut schmecken", sagt Krämer. Es gebe rund 2000 Arten, die als essbar gelten und schmackhaft seien. "Das ist schon einmal die Grundvoraussetzung, um daraus ein Geschäft zu machen."

Experten sehen in Insekten als Nahrungsmittel viele Vorteile. "Insekten sind sehr nachhaltig", sagt Sergiy Smetana, Doktorand beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück.

Insekten sind laut FAO gesund und nahrhaft, reich an Proteinen und gesunden Fetten, besitzen viel Kalzium, Eisen und Zink. Ihre Aufzucht ist deutlich weniger klimaschädlich als die der meisten anderen Tiere, sie belastet das Grundwasser weniger. Und sie sind effizienter: Um dieselbe Menge an Proteinen zu erzeugen, benötigen Grashüpfer zwölfmal weniger Futter als Rinder und halb so viel Futter wie Schweine oder Hähnchen. Außerdem benötigen Insekten weniger Land. "Insektenaufzucht ist daher auch besonders für urbane Regionen gut geeignet", sagt Smetana. Ein wichtiges Argument, da weltweit immer mehr Menschen in Städten leben.

Mit einem Wort: Nahrungsmittel aus Insekten sind umweltfreundlicher als tierische Produkte. Gesünder seien sie ohnehin, sagt Krämer. "Die Proteine werden sehr gut vom Körper aufgenommen." Anders als Rind- und Schweinefleisch enthalten sie kaum gesättigte Fettsäuren, die für viele Zivilisationskrankheiten mit ursächlich sind, und sind reich an Vitamin B12, wie Krämer sagt.

So weit die Vorteile. Der Nachteil: In der Europäischen Union ist das Essen ganzer Insekten zwar erlaubt, nicht aber der Genuss von verarbeiteten Tieren. Gemahlene und zu Burger-Klopsen verarbeitete Insekten gelten als neuartige Lebensmittel (Novel Food). "Es ist ein neues Nahrungsmittel, und das muss erst auf seine Verträglichkeit getestet werden, sagt DIL-Experte Smetana. Viel Forschung sei noch nötig, weil nicht jedes Insekt für die menschliche Nahrungsaufnahme geeignet sei.

Die Konsequenz ist, dass der Verkauf der "Bux Burger" in Europa im Moment verboten ist. Allerdings sei die entsprechende Verordnung der EU zum 1. Januar geändert worden. "Wir müssen nun intensive Forschung treiben und beweisen, dass unsere Burger nicht gefährlich sind", sagt Baris Özel. Mit Partnern aus Belgien, Holland und Deutschland sollen in den nächsten zwei Jahren Forschungsergebnisse gesammelt werden.

Allerdings gibt es schon zwei Restaurants in Belgien, die die Burger anbieten - offenbar sind die Gesundheitsbehörden in Belgien nicht so streng wie die deutschen. Die Nachfrage sei zwar noch nicht hoch, aber diejenigen, die ihn essen, gäben ein gutes Feedback, sagt Özel. "Der Burger wird pro Tag mindestens zweimal gekauft, und er wird aufgegessen."

Eine dreimonatige Testphase sei gut verlaufen. Das nächste Ziel für das junge Start-up im niedersächsischen Osnabrück: "Wir wollen bis Mitte des Jahres 30 bis 40 Restaurants in Belgien beliefern."

Auf eine Feststellung legen die beiden Jungunternehmer Wert: Das Ziel sei nicht, Fleisch vom Markt zu verdrängen. "Eines unserer Ziele ist es, eine weitere Kategorie neben Fleisch, Fisch oder der vegetarischen Ernährung aufzustellen", sagt Krämer. Auch DIL-Experte Smetana sagt, es gehe nicht darum, dass sich die Welt allein von Insekten oder Pflanzen ernähren solle. "Wir müssen unsere Ernährung diversifizieren."

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