"Jetzt wird wieder die gluckernde Filtermaschine herausgeholt"

Berlin · Alles alt und doch irgendwie neu in der Tasse: Kaffeeliebhaber besinnen sich neuerdings auf alte Werte. Das erzählt ein Experte im Interview. Es gebe aber ganz neue Tendenzen.

 Der Vorsitzende der Deutschen Röstergilde, Klaus Langen, auf der Spezialitätenkaffeemesse "Kaffee Campus" in Berlin. Er selbst liebt Kaffee aus Ostafrika. Foto: Rainer Jensen

Der Vorsitzende der Deutschen Röstergilde, Klaus Langen, auf der Spezialitätenkaffeemesse "Kaffee Campus" in Berlin. Er selbst liebt Kaffee aus Ostafrika. Foto: Rainer Jensen

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Extrastark, aus der Kapsel oder gar mit Sahne - am guten Kaffee scheiden sich die Geister. In Berlin treffen sich Röster, Händler und Genießer beim "Kaffee Campus" (17. bis 19. September), der von der Deutschen Röstergilde veranstaltet wird. Deren Präsident Klaus Langen kennt die neuesten Trends in Sachen Kaffee. Dort heißt es: Zurück zu alten Werten - wenn auch irgendwie anders.

Gibt es so etwas wie modernen Kaffee, was sind die Trends?

Langen: Was im Moment viel diskutiert wird, sind hellgeröstete Kaffees. Es gibt eine junge Röster-Generation, die röstet sehr, sehr hell. Da kommen mehr fruchtige Noten und andere Aromen heraus. Das ist Geschmackssache.

Auch der klassische Filterkaffee wird wieder gern getrunken, oder?

Langen: Ja, absolut. Der Verbraucher hat vor 15 Jahren eine Kaffeefiltermaschine in der Küche gehabt. Dann hat er sich eine Einzelportionsmaschine mit Pads oder Kapseln und dann einen Vollautomaten gekauft. Schließlich zog eine Espressomaschine in seine Küche. Und jetzt wird wieder die gluckernde Filtermaschine herausgeholt.

Was macht den klassischen Filterkaffee so besonders?

Langen: Die Vielfalt der Aromen kommt viel besser heraus. Der Kaffee ist relativ lange mit den gemahlenen Bohnen in Kontakt, eine Verbindung von mehr als einer Minute. Ein Espresso hingegen ist ziemlich schnell extrahiert, in 25 Sekunden geht das Wasser durch den Kaffee durch. Wenn der Kunde anfängt, sich die Frage zu stellen, warum er nun keinen Industriekaffee mehr trinken will, der ihm Bauchschmerzen macht - dann steigt er um.

Trinkt der Kaffeetrinker heute bewusster?

Langen: Genau so ist es! Es gibt inzwischen eine Menge Verbraucher, die hinterfragen. Der Konsument beginnt, auszuprobieren. Er fragt, ob der Kaffee biologisch angebaut und nachhaltig gehandelt ist. Das zeigt sich in den steigenden Absatzzahlen der Klein-Röster.

Die machen damit ein gutes Geschäft?

Langen: Es gibt zunehmend kleine Röster, Start-ups, Existenzgründer, die sich mit dem Thema Kaffee auseinandersetzen. Die Zahlen der Röstereien in Deutschland haben sich vervielfacht - und sie steigen weiter. Die handwerkliche Röstung ist ein enormer Trend. Wir rösten maximal bei 220 Grad, mindestens zwölf Minuten. Für uns kommt es nicht darauf an, den Kaffee in wenigen Minuten durch den Röster zu schießen.

Zur PersonKlaus Langen ist Präsident der Deutschen Röstergilde. Er betreibt eine Kaffeerösterei in Medebach in Nordrhein-Westfalen. Persönlich liebt er Kaffee aus ostafrikanischen Ländern wie Tansania oder Äthiopien. Er gießt das Wasser direkt auf das frischgemahlene Pulver, der Kaffeesatz - oder Prütt - bleibt in der Kanne zurück.

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