Mit Bonus über die Hürde Erfolgreich zum Medizinstudienplatz

Köln · Wer nach dem Abi in Deutschland Medizin studieren will, braucht sehr gute Noten. Zuletzt lag der Numerus clausus zwischen 1,0 und 1,1. Wer strategisch denkt und Bonuspunkte sammelt, kommt auch mit einer schlechteren Abiturnote zum Ziel. Aber auch dann ist es hart.

 Bis in den Anatomie-Hörsaal ist es mitunter ein langer Weg. Wer nur über die Wartezeit an einen Medizinstudienplatz kommen wollte, musste zuletzt 14 Semester überbrücken.

Bis in den Anatomie-Hörsaal ist es mitunter ein langer Weg. Wer nur über die Wartezeit an einen Medizinstudienplatz kommen wollte, musste zuletzt 14 Semester überbrücken.

Foto:  Waltraud Grubitzsch

Arzt ist für viele ein Traumberuf. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahl der Studienbewerber im Fach Medizin: Im Wintersemester 2016/17 gab es bundesweit 9150 freie Studienplätze, aber 43 827 Bewerber - ein Verhältnis von eins zu fünf.

Der Numerus clausus für Medizin lag zuletzt zwischen 1,0 und 1,1. Doch auch wer eine schlechtere Note hat, kann zum Ziel kommen. Die Bewerbung läuft über die Stiftung für Hochschulzulassung. Drei Quoten sind dabei maßgeblich: 20 Prozent der Plätze gehen an Bewerber mit den besten Abiturnoten, 20 Prozent an jene mit der längsten Wartezeit, und 60 Prozent werden nach den Auswahlverfahren der Hochschulen verteilt. "Ich würde auf jeden Fall bei allen drei Quoten mitmachen, denn Bewerber haben nichts zu verlieren", rät Kerstin Lütge-Varney von der Stiftung für Hochschulzulassung.

Wer im Wintersemester 2016/17 über die Abiturnote an den Studienplatz kommen wollte, brauchte allerdings sehr gute Noten. Die Abiturienten werden nach Bundesländern geordnet: Wer aus Berlin oder Hamburg kam, brauchte mindestens die Note 1,0, in Niedersachsen war es eine 1,1.

Die 20 Prozent der Plätze, die über die Warteliste vergeben werden, kommen für viele Abiturienten ebenfalls nicht infrage. Im Wintersemester 2016/17 kam zum Zuge, wer mindestens 14 Semester Wartezeit vorweisen konnte.

Für die meisten Bewerber liege die Chance in den 60 Prozent der Plätze, die über die Auswahlverfahren der Hochschulen vergeben werden, sagt Lütge-Varney. Einige Hochschulen gewähren dabei einen Bonus auf die Abinote, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind:

Medizinertest: An 23 Hochschulen können Bewerber ihre Note verbessern, wenn sie den Medizinertest TMS bestehen. Er findet einmal im Jahr an rund 50 Orten in Deutschland statt, dauert von 10.00 bis 17.00 Uhr und kostet 73 Euro. Wie hoch der Bonus für das Bestehen ist, bestimmt jede Hochschule selbst. Ein Beispiel: Die Hochschule Erlangen-Nürnberg gewährt den besten zehn Prozent im Test einen Bonus von 0,8 auf die Abiturnote. Aus einer 2,0 wird so eine 1,2. Den Medizinertest kann man nur einmal machen.

Um sich darauf vorzubereiten, sollten Bewerber 30 bis 40 Stunden an Vorbereitung einplanen, rät Alexander Zimmerhofer von der Firma ITB Consulting, die den Test entwickelt hat und anbietet. Im Test würden keine Wissensfragen gestellt, sondern Aufgaben, die die Studierfähigkeit einer Person messen. Die Universitäten in Hamburg und Berlin machen mit dem Ham-Nat einen eigenen Medizinertest.

Berufsausbildung: Einen Bonus können Bewerber häufig auch mit einer abgeschlossenen, einschlägigen Berufsausbildung bekommen. So gewährt beispielsweise die Universität Freiburg hierfür einen Bonus von maximal 0,5 auf die Abiturnote.

Auswahlgespräch: Einige Hochschulen geben Bewerbern die Gelegenheit, bei einem Auswahlgespräch zu punkten. Einzelne Hochschulen machen es aber zur Bedingung, dass sie einen Bewerber nur einladen, wenn er sie auf Rang eins seiner Wunschliste bei der Studienbewerbung gesetzt hat.

Einzelnoten/Wettbewerbe/Freiwilligendienst: Vier Hochschulen - in Dresden, Jena, Rostock und Greifswald - gewähren einen Bonus, wenn Bewerber sehr gute Einzelnoten in bestimmten Fächern haben. So ist es zum Beispiel an der Universität Rostock: Dort sind die Noten in den Fächern Mathe, Deutsch, Bio, Physik und Chemie besonders wichtig. Andere wiederum geben einen Bonus von 0,2, wenn ein Bewerber den Wettbewerb Jugend forscht gewonnen hat. Einen Bonus gibt es häufig auch für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst.

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