Photovoltaik Strom für das Auto kommt vom Dach

BONN · Klaus Kuttig aus Troisdorf deckt seinen privaten Energiebedarf zum großen Teil aus einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage. Die Kampagne „Sonne im Tank“ der Verbraucherzentrale hilft bei der Umstellung auf Sonnenstrom zur Selbstnutzung.

 Klaus Kuttig betankt sein Elektroauto mit selbst produziertem Sonnenstrom.

Klaus Kuttig betankt sein Elektroauto mit selbst produziertem Sonnenstrom.

Foto: Axel Vogel

Wenn man so will, wohnt der Troisdorfer Klaus Kuttig mit Blick auf Energiewende und Klimaschutz vorbildlich. Der 60-Jährige setzt privat auf Photovoltaik (PV) und hat es geschafft, sich unabhängiger bei der Strom- und Energieversorgung zu machen. Familie Kuttig produziert in ihren privaten Immobilien in Troisdorf-Spich zwischen 60 und 70 Prozent des benötigten Stroms selber, erklärt der Hausherr. Und zwar von der Stromversorgung für Kühlschrank und Fernseher über Energie für den Mähroboter bis zur Tankladung für den Tesla in der Garage.

Aus Sicht von Katrin Wefers, Energieberaterin der Troisdorfer Verbraucherzentrale, passt das Engagement Kuttigs bestens in die Kampagne „Sonne im Tank“: Mit der Aktion will die Verbraucherzentrale NRW Immobilienbesitzern vor allem den praktischen Nutzen von selbst gewonnenen Solarstrom für die Nutzung von Elektroautos transparent machen.

Vor bereits 15 Jahren hatte Diplom-Kaufmann Kuttig eine PV-Anlage auf dem Dach des Troisdorfer Bürohauses installieren lassen, in dem sein IT-Unternehmen seinen Sitz hatte. Damals speiste er allerdings Strom ein und bekam dafür dauerhaft 58 Cent je Kilowattstunde. Was damals durchaus einträglich war, ist heute nicht mehr unbedingt ein lohnendes Verfahren, wie Energieberaterin Wefers erklärt: „Inzwischen beträgt die Einspeisevergütung gut zwölf Cent die Kilowattstunde.“ Dafür seien allerdings die Anschaffungskosten für die PV-Module günstiger geworden.

Auch privat noch Photovoltaik

Als Kuttig seine Firma vor einigen Jahren verkauft hatte, wollte er ob seiner guten Erfahrungen weiterhin auf PV setzen, jetzt allerdings privat. Schließlich vertritt er die Meinung, „dass jeder nach den eigenen Möglichkeiten durchaus etwas zur Energiewende und dem Klimaschutz beitragen kann“. Natürlich müssten sich solche Investitionen auch an Rentabilitätsaspekten orientieren, betont er. Angesichts derweil veränderter Rahmenbedingungen durch das novellierte Energieeinspeisegesetz war sich Kuttig klar: „Strom einzuspeisen lohnte sich nicht mehr.“

Dann doch lieber den auf dem Dach erzeugten Strom selbst nutzen. Zur Grundlage seines Vorhabens wurde eine etwa 100 Quadratmeter große PV-Anlage, die er auf einem seiner Hausdächer installierte. Die erzeugt eine Nennleistung von 21 Kilowatt/Peak: „Damit kann ich dauerhaft den Grundbedarf von ein Kilowatt Leistung im Haus abdecken.“ Anders ausgedrückt: Der PV-Strom reicht für all seine Elektrogeräte im Standby-Betrieb, auch wenn tagsüber der Himmel bedeckt ist. Nachts funktioniert das Ganze nur über Strom aus dem Netz. Es fehlen Kuttig noch Speicherbatterien.

Wird mehr Strom benötigt, etwa zur Betankung des Tesla-Elektromobils in der Garage oder des Renault Zoe der Ehefrau, kann der Hausherr nur dann selbsterzeugten Strom nutzen, wenn die PV-Anlage mehr Leistung abgibt, also etwas Sonneneinstrahlung vorhanden ist. Dann dauert es etwa vier Stunden, bis die Batterien des Tesla wieder vollgeladen sind, berichtet Kuttig. Damit komme er im Schnitt rund 350 Kilometer weit. Bislang ist Klaus Kuttig mit dem Wagen rund 160.000 Kilometer gefahren: „Ohne größere Probleme.“

Strombedarf zu 60 Prozent selbst abdecken

Inklusive der beiden Elektroautos hat der Troisdorfer einen Strombedarf von etwa 18.000 Kilowattstunden pro Jahr, den er zu etwa 60 Prozent selbst abdecken kann. Im Winter, wenn kaum Sonnenstrahlen die PV-Anlage füttern, leistet ein fünf Kilowatt Blockkraftheizwerk im Keller seines Hauses einen Beitrag zur Stromversorgung.

Für Energieberaterin Katrin Wefers zeigt sein Engagement mustergültig, wie weitgehend PV-Strom sich derweil im eigenen Haus nutzen lässt, „gerade mit Blick auf die E-Mobilität“. An seinem Beispiel lasse sich die derzeitige Kampagne der Verbraucherzentrale „Sonne im Tank“ anschaulich machen. Dabei muss es laut Wefers keineswegs immer ein Tesla sein. Auch Elektroautos anderer Hersteller würden immer leistungsfähiger und beim Anschaffungspreis interessanter. „Es wird bald nicht nur Pionieren wie Herrn Kuttig vorbehalten sein, ein Elektroauto am eigenen Haus laden zu können.“

Aus Sicht von Wefers geht es bei der Kampagne nicht nur um das Betanken von Elektroautos: „Photovoltaik auf dem eigenen Dach ist aktuell wirtschaftlich, wenn ich den Strom selbst nutze, durchaus auch für andere Geräte im Haushalt.“ Die Verbraucher dafür zu sensibilisieren, sei ein zentrales Anliegen der Aktion „Sonne im Tank“. Zur Unterstützung findet sich nach Aussage von Katrin Wefers auf der Homepage der Verbraucherzentrale ein interaktiver Solarrechner, der in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin entwickelt worden ist: „Der Rechner simuliert dabei, welchen Anteil an Solarstrom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage ein Hausbesitzer für die Ladung seines Elektrofahrzeugs nutzen kann.“ Auch Speicher, sofern vorhanden, würden in die Berechnungen einbezogen.

Fördermittel für PV-Anlagen

Wefers weist außerdem auf Fördermittel für PV-Anlagen hin. So gewähre die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Tilgungszuschuss von zehn Prozent für die Anschaffung eines Speichers. Wer zu Hause eine Ladestation für ein Elektroauto installiere, bekommt laut Wefers einen Zuschuss von 1000 Euro aus dem Landesprogramm progres.nrw. Nicht zu vergessen die Anschaffungsprämie des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und der Hersteller für den Kauf eines Elektroautos: „Die liegt bei 4000 Euro“, sagt Wefers, plus einer Steuerbefreiung für zehn Jahre.

Ihr Fazit lautet: „Die durchschnittliche Solaranlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses liefert mehr Strom als ein Privatwagen üblicherweise verbraucht.“ Die Herausforderung bestehe darin, „auf der Straße und im Haushalt möglichst viel eigenen Strom wirklich direkt selbst zu nutzen“. Für Pendler, die nachts laden, empfiehlt Katrin Wefers Batteriespeicher, „die sich allerdings momentan noch am Rande der Wirtschaftlichkeit befinden.“ Auch gibt sie zu bedenken: „Obwohl der Anschaffungspreis für den Speicher sinkt, sollte individuell kritisch berechnet werden, ob er sich in angemessener Zeit amortisiert.“

PV-Pionier Klaus Kuttig setzt große Hoffnungen auf einen Batteriespeicher, den er bereits bestellt hat: „Das ist der letzte Baustein zur Selbstversorgung, die sich auch in einem überschaubaren Zeitraum rechnet.“ Er hat dauerhaft einfach ein besseres Gefühl, „wenn ich neben meinen anderen Geräten im Haushalt auch noch mein Auto mit selbst gewonnenem Strom benutzen kann.“

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