Tipps zum richtigen Lüften So kann Schimmel verhindert werden

BONN · Um Schimmel vorzubeugen, gibt es eine Reihe von Fensterlüftungskonzepten, die Experten grundsätzlich für sinnvoll halten. Die Bonner Energie-Agentur bietet am 9. März einen Vortrag zum Thema an.

 Gut gedämmte Wärmeglasfenster sparen Energie – der Austausch ist aber nur zusammen mit anderen Sanierungsmaßnahmen sinnvoll. So muss die richtige Belüftung gesichert sein.

Gut gedämmte Wärmeglasfenster sparen Energie – der Austausch ist aber nur zusammen mit anderen Sanierungsmaßnahmen sinnvoll. So muss die richtige Belüftung gesichert sein.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

Schimmel in der Wohnung ist für viele Bewohner eine Horrorvorstellung. Denn „Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen können, über die Luft eingeatmet, allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen“, heißt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes (www.umweltbundesamt.de). Vorbeugen lässt sich oft vergleichsweise einfach, indem Bewohner „den Feuchtigkeitsgehalt der Innenraumluft regulieren und ausreichend lüften“, rät das Umweltbundesamt weiter.

Regelmäßiges Stoßlüften scheint im Alltag schwierig, wenn die Bewohner wenig zu Hause sind. Und gekippte Fenster sind nicht sinnvoll. Inzwischen bieten Hersteller selbstlüftende Fensterkonzepte, die Abhilfe schaffen könnten.

Schimmel-Probleme sollen sich etwa dank eines multifunktionalen Systems erledigen, das „über eine integrierte Lüftung mit Wärmetauscher sowie einen Filter zur Luftreinigung“ verfügt, erklärt Jürgen Hoffmann. Hoffmann leitet die Abteilung Fenster und Fassade für Zentraleuropa bei der Firma Rehau, einem, System- und Serviceanbieter für polymerbasierte Lösungen in den Bereichen Bau, Automotive und Industrie. Sein Unternehmen bietet ein Fenstersystem an, das über „ein integriertes vierstufiges Lüftungssystem“ verfügt, und „bis zu 30 Kubikmeter Luft pro Stunde“ tauscht.

So lasse sich ein „ein permanent ausgeglichenes Raumklima“ herstellen und überflüssige Feuchtigkeit abführen. Zudem vermindere „ein integriertes Filtersystem“ beim Ansaugen „Pollen und Staubpartikel um bis zu 50 Prozent“, ergänzt Hoffmann. Unterm Strich entfalle nicht nur die Notwendigkeit zu lüften, sondern auch die Lärmbelästigung bei geöffneten Fenstern. Ein weiterer Vorteil sei, „dass die gesamte Technologie vollständig in den Fensterrahmen integriert wurde“.

Daher müssten bei Neubauten oder Sanierungsarbeiten keine besonderen Maßnahmen für den Einbau vorgenommen werden. Für die Funktionalität von Lüfter und digitaler Bedienoberfläche reiche eine Anbindung an die Hauselektrik, so der Fachmann weiter. Der minimale Energiebedarf für Lüfter und die Steuerungstechnik sei durch den Einspareffekt aufgrund der Wärmerückgewinnung „klar zu vernachlässigen“.

In Sachen „Frischluftzufuhr und Fenster“ bieten sich „viele technische Möglichkeiten und Lösungen an“, betont Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade (VFF), „die allesamt effektiv, funktional und komfortabel bedienbar sind“. Eine kostengünstige Möglichkeit seien etwa Fensterspaltlüfter. Dabei handele es sich um Luftdurchlässe in geschützten Bereichen der Fenster, die mit einer Drosselklappe versehen würden, und die bei heftigem Wind eine zu starke Luftzirkulation verhindern sollen.

Diese Fensterlüfter funktionieren laut VFF bei gegenüberliegenden Gebäudeseiten innerhalb einer Wohnung durch Sog und Druck und könnten auch mit hoher Schalldämmung ausgestattet werden. „Damit das klappt, müssen die Ein- und Auslassseiten richtig dimensioniert und die dazwischen befindlichen Zimmertüren mit einer sogenannten Überströmöffnung versehen sein“, führt Tschorn aus.

Noch komfortabler sind aus Sicht des VFF jene mit Ventilator betriebenen Lüfter mit Wärmerückgewinnung. Beide Varianten seien dank kurzer Luftwege pflegeleicht und durch ihre besondere Konstruktion geräuscharm. „Ferner sind sowohl Schallschutz als auch Pollenfilter möglich“, bekräftigt Tschorn. Da diese Varianten bei mehreren Fenstern in einem Raum einsetzbar sind, können auch größere Luftmengen problemlos bewältigt werden, weshalb diese Systeme auch für einen Einsatz in Kitas, Pflegeeinrichtungen oder Schulen geeignet seien.

Für Thomas Gramlich, Vorsitzender der Bezirksgruppe Bonn/Rhein-Sieg des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), ist Lüften ein wichtiger Aspekt: „Das Thema kommt gerade in der Altbausanierung häufig zu kurz“. Das wiederum führe unweigerlich langfristig zu Schäden und ungesunder Luft. Aber Gramlich mahnt: „Das Haus muss als gesamtes System gesehen werden.“ Sollen die Wärme im Haus bleiben und Energie gespart werden, müsse für eine notwendige Frischluftzufuhr gesorgt werden, so Gramlich: „Die traditionelle Fensterlüftung ist da nicht mehr ausreichend.“

Die Lüftung mit Wärmerückgewinnung in den Fensterrahmen zu legen, sei grundsätzlich sicherlich „innovativ und eine Möglichkeit, die Frischluftzufuhr sicher zu stellen“, glaubt er: „Doch jede Wohnung, jedes Haus, jede Nutzung ist unterschiedlich und daher sollte auch die Lüftung individuell mit geplant werden, um alle Randbedingungen optimal auf das Gesamtsystem Gebäude abzustimmen.“

Auch für Celia Schütze, Geschäftsführerin der Bonner Energie Agentur (BEA), ist Lüften zur Vermeidung von Schimmel ein bedeutendes Thema. Nicht von ungefähr sei in der Energieeinsparverordnung EnEV 2014 sowie in der Lüftungsnorm DIN 1946-6 die Forderung nach ausreichender Lüftung verankert. Daher sollten sich alle, die neu bauen oder sanieren, „sich umfassend mit diesem Thema beschäftigen“, rät sie. „Wir freuen wir uns über alle Lösungen, die hierzu angeboten werden“, so Schütze weiter.

Im Einzelnen müssten aber Faktoren wie Stromverbrauch, Regelung, Filter, Schall- und Brandschutz geprüft werden. Außerdem gelte die Frage zu beachten, „ob die gesamte Wohnung mit einem Luftaustausch versorgt wird“.

Verbraucher, die die Wohnqualität und damit auch den Wert ihres Objektes durch energiesparende Maßnahmen erhöhen wollen, hätten nach Aussage der BEA sogar die Aussicht, einen Teil der Kosten durch staatliche Förderprogramme ersetzt zu bekommen. Konkret könne ein privater Immobilienbesitzer, der sich neue Fenster nach Maßgabe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einbauen lässt, mit einem zehnprozentigen Zuschuss, maximal 5000 Euro je Wohneinheit bei Einzelmaßnahmen im Rahmen des Programms 430 rechnen. „Beim sogenannten Heizungs- oder Lüftungspaket sind es sogar 15 Prozent Zuschuss“, so Schütze.

Vortrag: Die BEA lädt am 9. März um 19 Uhr zu dem Vortragsthema „Schimmel, Feuchte, Lüftung“ in die Thomas-Mann-Straße 2-4 ein, Anmeldung unter Tel. 0228 / 77 50 60 oder per Mail an info@bea.bonn.de.

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