Dämmen mit Augenmaß - Experten aus der Region geben Tipps zur Einsparung von Energie

Viele Immobilienbesitzer, insbesondere die von Altbauten, hatten mit dem Dämmen ihres Eigenheims oder ihrer Wohnung bislang wenig zu tun. Doch inzwischen wächst der Druck, sich des Themas anzunehmen. Das hat nicht nur mit steigenden Energiepreisen zu tun, sondern auch mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009: Sie sieht vor, dass begehbare, oberste Geschossdecken beheizter Räume so gedämmt werden, dass sie bestimmten Anforderungen genügen.

 Das richtige Material: Dachdecker Ralph Roberz aus Bonn zeigt die Dämmplatten.

Das richtige Material: Dachdecker Ralph Roberz aus Bonn zeigt die Dämmplatten.

Foto: Axel Vogel

Auch wenn die Verordnung Ausnahmen erlaubt, hat die Dämmpflicht dazu beigetragen, dass die Nachfrage steigt, sagt Christian Bruch, Geschäftsführer des Gesamtverbands Dämmstoffindustrie (GDI). Von der steigenden Nachfrage nach Handwerksleistungen rund um Dach-, Geschoss- und Fassadendämmung kann Ralph Roberz, Obermeister der Dachdeckerinnung Bonn/Rhein-Sieg, ein Lied singen: "Wir registrieren in unseren Mitgliedsbetrieben verstärkte Kundenanfragen."

Freilich ist aus Sicht von Obermeister Roberz das Problem: "Vielen Immobilienbesitzern fehlt es an Informationen." Das führe nicht selten dazu, dass bei Dämmmaßnahmen nicht gewerkübergreifend geplant werde: "Das kann gerade in Altbauten zum großen Problem werden." Recht bekommt er von Stephan Herpertz, Energieberater der Bonner Verbraucherzentrale.

Wenn ein Hauseigentümer in eine Sanierung investieren will, gehören neue Fenster oft zu den ersten Maßnahmen. Dann wird nicht selten "gedämmt", etwa die gesetzlich vorgeschriebene oberste Geschossdecke oder das komplette Dach. Für Roberz gut angelegtes Geld: "Rund 20 bis 30 Prozent der Energie entweichen in einem Haus, das nicht gedämmt ist, durch das Dach."

Fatal wirke es sich aber aus, wenn etwa nach dem Einbau neuer Fenster und einer Dämmung die Lüftungssituation nicht den neuen Gegebenheiten angepasst wird, so Roberz. Dann könne es zu Schimmelbildung kommen.

Bei der Energieberatung der Bonner Verbraucherzentrale rät man daher mit Augenmaß zu sanieren: "Die Einzelmaßnahme sollte man immer in ihrer Auswirkung auf die gesamte Immobilie betrachten", sagt Herpertz. Will heißen, oft führt nur ein abgestimmtes Maßnahmenbündel unter Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten der Immobilie zum gewünschten Ziel. Welche Baumaterialien verwendet wurden und was bislang saniert wurde, könne bei der Gesamtbetrachtung ebenso eine Rolle spielen wie Lage und Alter des Gebäudes.

Wer etwa den Energieverlust in seinem Haus durch neue Fenster minimieren will oder das Dach dämmt, sollte laut Herpertz eine weitere Maßnahme im Auge behalten: "Es ist ratsam, dass Architekten oder Handwerker bei solchen energetischen Sanierungsmaßnahmen mit dem Bauherrn über ein Lüftungskonzept sprechen. Darüber hinaus sollte beim Fenstertausch auch der vorhandene Wärmeschutz der Außenwand geprüft und wenn erforderlich verbessert werden." Der Handwerker sei im Übrigen auch dazu verpflichtet, über eventuelle negative Folgen der Sanierung zu informieren, betont Roberz.

Dabei macht es insbesondere bei vermieteten Objekten für den Eigentümer Sinn, Dämmmaßnahmen zusammen mit dem Fachmann zu planen. Denn leidet das Innenraumklima in falsch sanierten Wohnungen oder Häusern, fühlen sich die Bewohner nicht mehr wohl.

Was ebenfalls die Effizienz von Dämmmaßnahmen steigert, sind aus Sicht der Dachdeckerinnung ordnungsgemäß ausgeführte Arbeiten durch einen Fachbetrieb. So müssen beispielsweise die Dämmplatten, die aus Hartschaum, mineralischen Materialien oder nachwachsenden Rohstoffen bestehen können an der Außenfassade eines Hauses aufwendig mit Mörtel, Kleber und Dübeln angebracht werden und zwar so, "dass keine Luft zwischen Block und Mauer mehr verbleibt". Geschieht das nicht, so Roberz, "ist die ganze Investition rausgeschmissenes Geld".

Außerdem sollten für eine Außenwanddämmung möglichst aufeinander abgestimmte Komponenten verwendet werden, ergänzt Energieberater Herpertz. "Darüber hinaus gilt sicherzustellen, dass die Installation der Außenwanddämmung wärmebrückenfrei erfolgt." Das geschieht nach seiner Erfahrung nicht immer.

Auch was Dämmplatten angehe, gebe es oft große Unterschiede in der Qualität, stellt Innungsobermeister Roberz klar. Anders formuliert: Er rät Angebote nicht nur nach den Preisen zu vergleichen, "sondern auch ganz konkret nach den aufgelisteten Leistungen und Materialien".

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