"Watt willste maache!"

EUDENBACH · Die traditionelle Theateraufführung der Katholischen Frauengemeinschaft Eudenbach ist ein voller Erfolg

 In ihrem Element sind die Schauspielerinnen in Eudenbach.

In ihrem Element sind die Schauspielerinnen in Eudenbach.

Foto: Frank Homann

"Du bess av höck für uhs jestorven", beendete et Liss den Streit "über den Gartenzaun hinweg". Und et Jriet, die unverschämte Stänkerin, legte nach: "Ühr existiert für mich och net mieh. Jetz es endlich Schluss, Rattepack." Liss? Ehemann Hubät meinte gelassen: "Komm Lisschen, mir john erenn. Watt willste maache." Der rheinische kluge Ehemann wusste eben: Die Nachbarschaftsfehde ist gelaufen. Schade, aber es lässt sich nicht ändern.

Ein eigenes Missgeschick brachte Annelore Broscheid auf die Idee. Für die traditionelle Theateraufführung der Katholischen Frauengemeinschaft Eudenbach schrieb sie, nachdem der gebrochene Arm wieder heile war, diesmal nach Artikel sieben des Kölschen Grundgesetzes ihre Texte: "Watt willste maache." Und die Zuschauerinnen amüsierten sich prächtig.

Glänzend aufgelegt präsentierte sich das Ensemble auf der Bühne des Pfarrheims. Maskenbildnerin Erika Krautscheid hielt eine Reihe von Perücken parat, schminkte die Damen. Maria Koll klebte sie einen Bart an. Denn die Eudenbacherin mimte den Hubät, der traulich mit seinem Lisschen unterm Sonnenschirm saß, Kaffee trank, während auf der anderen Seite des Zauns et Jriet nicht nur Fenster putzte, sondern auch die Blätter einer Pflanze und schließlich zusammengefegtes Laub ruck-zuck über den Zaun beförderte.

Denn: "Dat senn net ming Blähder, dat senn de ührt", klärte Angelika Schumacher alias Jriet in Kittelschürze und mit Strohhut auf. In Wirklichkeit ist sie natürlich nicht streitsüchtig. "Aber es macht Spaß, diese Rolle zu spielen."

Die ehemalige Buchhalterin ist quasi zweisprachig: Sie spricht Hochdeutsch und Platt. Hat sie von ihrer aus Komp stammenden Mutter gelernt. Und ihr liegt wie all ihren Mitstreiterinnen sehr viel am Erhalt der Mundart. Souffleuse Marita Pinnen war quasi arbeitslos, denn die Laienschar beherrschte die Texte glänzend. Seit August hatten sie das Programm einstudiert - mit drei kleineren Stücken und dem Hauptteil. Das bedeutete mehr als zwei Stunden herrliches Theatervergnügen.

Köstlich auch die Aufführung "bei de Fußpflegerin". Hannelore Heinrich alias Frau Kuutenschnegger mit schwarzem Dutt, makellos weißer Berufskleidung und großer Lupe "säbelte" mit noch größerer Raspel an den Zehen ihrer Kundin herum und versuchte, mit Zange und Gartenschere den "Älsterouch" ihrer Kundin beizukommen. Denn et Trina Öllischmann (Marlies Meier) jammerte: "Dat Älsterouch mäht mich noch staafsjeck."

Auch Mia Kappes (Ilse Kurenbach) nahm im Fußpflegesalon Platz. Und hier entspann sich ein Zwist über ein Tischdeckchen. Ist das nun Hardanger, Hexenstich, Fisch- jrätenstich oder gar Gobeläng? Mia: "Dat ess doch keene Gobeläng, der bruch me doch für Bilder ze stecken." Und weil Frau Kuutenschnegger da überhaupt keine Ahnung hatte, waren sich die zerstrittenen Kundinnen plötzlich einig und verließen protestierend den Salon. "Watt willste maache. Un dat alles nur wäjem nem Deckchen", meinte die Fußpflegerin. Hannelore Heinrich lachte. "Ich mache wirklich nicht gern Handarbeiten."

Auch "wejen ne Fahrkaat" und wegen der Strafsache Egon Knüles gab es noch viele Verwicklungen. Das Gericht war extra an den Standort Eudenbach verlegt worden, der Hauptstadt des Oberhau. Eine turbulente Verhandlung, bei der dann das komplette Ensemble im Einsatz war.

Die Zeugen Düres Flutschohr (Renate Wolter) und Judokus Hirzemann (Beate Klein) wurden ebenso gehört wie Schwiegermutter Trina Rotzlöffel (Angelika Schumacher), Angeklagter Egon Knüles (Maria Koll) und dessen Frau Meta (Hannelore Heinrich). Ein schweres Stück für Staatsanwalt Ihfesecker (Marlies Meier), Richterin Böggelmeier (Angelika Limbach), Rechtsanwältin Botze-Quasselschnüss (Ilse Kurenbach). Aber: "Watt willste maache!"

Die kfd wiederholt ihre Theateraufführung für alle Interessierten am Sonntag, 20. November, 15 Uhr, im Pfarrheim.

Pflege der Mundart

Bereits seit der Gründung der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) Sankt Mariä Himmelfahrt Eudenbach 1984 unter Pastor Josef Weyler gibt es die Theatergruppe. Das Ziel der Damen: die Pflege der Mundart.

Für Annelore Broscheid ein Herzensanliegen. Die Regisseurin hat bereits viele Stücke für ihre Schauspieltruppe geschrieben. Diesmal widmete sie sich der rheinischen Lebenskunst: "Watt willste maache! Füge dich in dein Schicksal, aber verzage nicht!"

Die 64-Jährige war 23 Jahre lang Vorsitzende der kfd im Oberhau. Seither wird die Frauengemeinschaft von einem Team um Sprecherin Angelika Schumacher gelenkt.

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